Heuer wird ein Rekordjahr, was den Ausbau von Windkraft in Österreich betrifft. Damit der Windkraftausbau in den nächsten Jahren voranschreiten kann, sind mehr denn je die Länder am Zug, sie müssen entsprechende Flkächen ausweisen.

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Wien – Mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG), das am Dienstag den Wirtschaftsausschuss passiert hat und bis Ende des Monats die letzte parlamentarische Hürde nehmen wird, ist ein neues Förderinstrumentarium greifbar nahe. Die besten Förderungen helfen aber nichts, wenn etwa für den Bau neuer Windkraftanlagen keine Flächen ausgewiesen werden.

Dafür zuständig sind in Österreich primär die Bundesländer, Flächenwidmungen fallen in die Zuständigkeit der Gemeinden. Darauf hat am Dienstag einmal mehr die IG Windkraft hingewiesen – und Bedenken zu zerstreuen versucht, die Bevölkerung sei mehrheitlich gegen Windkraft eingestellt. Das Gegenteil sei der Fall, sagte Stefan Moidl, Geschäftsführer des Interessenverbands, unter Verweis auf eine im Juni 2021 gemachte Erhebung der Alpe-Adria-Universität Klagenfurt.

Hohe Zustimmung

Gut drei Viertel der in Österreich befragten 1300 Personen, davon 266 nahe an einer Windkraftanlage lebend, heißen demnach den Ausbau der Windkraft in ihrer Region gut. Ebenso viele Menschen erwarteten vonseiten der Politik verstärkte Klimaschutzanstrengungen, sagte Robert Sposato, einer der vier Studienautoren, in einer Pressekonferenz. Personen, die nahe an einem Windpark lebten, stünden einem weiteren Ausbau noch aufgeschlossener gegenüber als der Durchschnitt der Bevölkerung. Für Fritz Herzog, Obmann der IG Windkraft, "ein klarer Hinweis, dass die Bevölkerung weiter ist, als viele Politiker glauben".

Nach einer Phase des schleppenden Ausbaus zeichnet sich für 2022 ein Rekord an Windkraftzubau ab, der noch auf die Ökostromnovelle 2019 zurückgeht. Nicht weniger als 106 Anlagen mit zusammen 427 Megawatt (MW) Leistung werden bis Ende des Jahres ans Netz gehen, gut die Hälfte davon in Niederösterreich, 40 Prozent im Burgenland, der Rest in Kärnten, ein kleinerer Teil in Oberösterreich. Damit wird sich der Gesamtbestand in Österreich Ende 2022 auf 1413 Windkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 3727 MW erhöhen.

Kraftanstrengung

Jedes Jahr müsste nun so viel Windkraft zugebaut werden wie 2022, um das Ziel von 100 Prozent Strom bis 2030 aus erneuerbaren Quellen annähernd zu schaffen, sagt Moidl. Bei Photovoltaik, Biomasse und Kleinwasserkraft muss auch kräftig angeschoben werden.

Insgesamt ist ein Zubau von insgesamt 27 Terawattstunden (TWh) erforderlich, um das von der Regierung vorgegebene Ziel von bilanziell 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen in acht bis neun Jahren ab jetzt zu erreichen. 11,0 TWh davon soll Solarenergie zusätzlich beisteuern, 10,0 TWh die Windkraft. In drei Bundesländern, Vorarlberg, Tirol und Salzburg, ist noch kein einziges Windrad in Betrieb. Der Schwerpunkt des Windstromausbaus werde wie schon bisher im Osten Österreichs stattfinden, insbesondere in Niederösterreich, Burgenland und in der Steiermark. "Wir brauchen aber auch rund 1000 Megawatt Leistung aus anderen Bundesländern," sagte IG-Windkraft-Geschäftsführer Moidl. (Günther Strobl, 12.1.2022)