Matt Damon ist einer von vielen Hollywoodstars, die aktuell mit Kryptowerbung Geld verdienen.

Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP

Die Kryptomanie hat endgültig auch die Welt der Stars und Sternchen erfasst und diesen eine neue Einnahmequelle als Werbetestimonials beschert. Zu den harmloseren Auftritten zählt ein aktueller Werbeclip von Matt Damon, der eine Industriehalle abschreitet und bedeutungsschwanger zivilisatorische Errungenschaften wie Seefahrertum, Bergbesteigungen und die geplante Reise zum Mars kommentiert.

Matt Damon, der einfache Mensch

Gesponsert ist der Clip von der Kryptobörse crypto.com und soll offenbar suggerieren: Jeder, der nicht in Kryptowährungen investiert, ist ein Verlierer beziehungsweise definitiv nicht so toll wie die in dem Clip gezeigten Heldinnen und Helden. Für seinen Auftritt, in dem sich Damon unter anderem als "einfacher Mensch wie du und ich" inszeniert, und seine Vergleiche von Krypto-Investitionen mit der Everest-Besteigung und der Eroberung des Weltraums erntete der Schauspieler auf Social Media viel Häme.

Reese Witherspoon, die Avatarin

Ebenfalls auf dünnes Eis begab sich Reese Witherspoon am Dienstag mit einem seltsamen Tweet. Die erfolgreiche Serien- und Filmproduzentin und Schauspielerin, die tatsächlich so etwas wie einen guten Ruf zu verlieren hat, fantasierte nebulös davon, dass Avatare, Krypto-Geldbörsen und digitale Güter die Norm sein werden.

Der Tweet endete mit der Frage, ob man darauf vorbereitet sei, was viele als vorbereitendes Posting für ein gesponsertes Krypto- oder NFT-Engagement werteten. Der Shitstorm gegen Witherspoon hielt sich bisher zwar in Grenzen. Sollte sie künftig digitale Kunstwerke als teure Non-Fungible Tokens (NFTs) anpreisen, die zuletzt teilweise um hunderttausende Dollar gehandelt wurden, könnte sich das aber schnell ändern.

Kim Kardashian, die Verklagte

Noch weniger lustig ist es, wenn Promis fragwürdige Kryptowährungen bewerben und mit ihrer Reichweite für eine vorübergehende Preisexplosion sorgen. Mit den meist unvermeidlichen Abstürzen danach verlieren viele der Anhänger, die investiert haben, ihr aufgewendetes Kapital.

In den USA muss sich etwa Kim Kardashian mit Boxer Floyd Mayweather und Basketballer Paul Pierce einer Sammelklage stellen, weil sie ihren Fans einen Coin namens Ethereum Max ans Herz legten. Der Wert der bis dato unbekannten digitalen Währung schoss um 632 Prozent in die Höhe. Kurz nachdem Kardashian das Projekt in Instagram Stories beworben hatte, fiel der Wert der Währung um 98 Prozent. Die Erfinder des Coins hatten auf einen Schlag all ihre Anteile verkauft, dieser ist nun so gut wie wertlos.

Sophia Thomalla, die Thor

Für Diskussionen sorgte bereits Ende 2020 auch das Engagement von Sophia Thomalla, die mit ihren 1,3 Millionen Followern auf Instagram und ihrer darüber hinausgehenden Bekanntheit ebenfalls über eine ansehnliche Reichweite verfügt. In einem etwas altbacken-futuristischen Werbespot, in dem sie mit goldenem Thor-Hammer zu sehen ist, promotet sie das Kryptoprojekt G999, das in deutschen Medien und unter Kryptokennern zumindest als "fragwürdig" eingestuft wird.

GSB Gold Standard Corporate

Wie der Kryptoblog "BTC Echo" recherchierte, soll die Webseite erst am 29. September 2020 angemeldet worden sein, obwohl bereits im ersten Quartal 2020 eine App für Sprach- und Textnachrichten hätte erscheinen sollen. Überhaupt sei auch nicht klar, welche Blockchain-Technologie bei dem Projekt zum Einsatz komme und wie es mit dem als digitales Gold beworbenen Coin, der feste Renditen verspricht, künftig weitergehen werde.

"Viele Buzzwords, unrealistische Ziele ohne wirklichen Fokus und das Heilsversprechen, beim nächsten großen Ding dabei zu sein – und dabei garantiert Rendite zu machen", urteilt der auf Kryptowährungen spezialisierte Blog. Auch das von Fehlern durchzogene Englisch, das sich im Whitepaper und auf der Homepage finde, vermittle einen unprofessionellen Eindruck. Auch das "Handelsblatt" bezeichnete das Ganze als "dubioses Blockchain-Projekt".

Elon Musk, der Hundecoin-Verfechter

Zu guter Letzt darf in dieser Aufzählung auch Tesla- und Space-X-Chef Elon Musk nicht unerwähnt bleiben. Seine diversen Krypto-Tweets, die Bitcoin, vor allem aber auch die Spaßwährungen Dogecoin und Shiba Inu auf Berg- und Talfahrt schickten, brachten ihm nicht nur Ermittlungen von Finanzbehörden ein, sondern auch viel Kritik aus der Krypto-Community.

So manch einer vermutete gar, dass Musk den Wert seiner eigenen Kryptobestände mit solchen Tweets künstlich in die Höhe treibe beziehungsweise den Preis dann abstürzen lasse, um billiger nachkaufen zu können. Im Oktober schließlich verriet er, lediglich Bitcoin, Ethereum und Doge als Kryptowährungen zu besitzen, und warnte gleichzeitig seine knapp 70 Millionen Follower, man solle nicht sein letztes Hemd auf Krypto verwetten.

Hinsichtlich seiner Tweets zu Dogecoin, das aus einem Hunde-Meme entstanden ist, stellte er in Abrede, damit einen ausgeklügelten Plan zu verfolgen oder sich bereichern zu wollen. Einfache Tesla- und Space-X-Mitarbeiter hätten ständig über Doge geredet, deshalb habe er die Währung unterstützt. "Es fühlte sich wie die Kryptowährung des Volks an."

Vorsicht beim Investieren

Genau dieses Volk mag zwar auf die Promis hören, läuft gleichzeitig durch den unregulierten Markt aber Gefahr, sein sauer erspartes Geld in ein Projekt zu stecken, das wenig später nichts mehr wert ist oder von Anfang an in betrügerischer Absicht gestartet worden ist. Das trifft nicht auf alle der genannten Projekte zu. Bei potenziellen Investitionen in Kryptoprojekte, die von Stars und Sternchen beworben werden, ist dennoch große Vorsicht angebracht. (Martin Stepanek, 13.1.2022)