In der äthiopischen Omo-Kibish-Formation wurde eines der ältesten Homo-sapiens-Skelette entdeckt. Das Forschungsteam verglich Material nahe der Fundschicht mit der Asche eines datierten Vulkanausbruchs. Das Ergebnis: It's a Match!
Foto: Céline Vidal

Wir sind schätzungsweise 300.000 Jahre alt, evolutionsbiologisch betrachtet: Forschende gehen davon aus, dass sich der moderne Mensch, Homo sapiens, zu dieser Zeit auf dem afrikanischen Kontinent von anderen verwandten Spezies trennte, auch wenn das oft nicht klar abzugrenzen ist.

Immer präziser wird hingegen die Altersbestimmung einzelner Knochenfunde, die an den Ursprung der modernen Menschen heranreichen. Der kürzlich verstorbene und weltweit bekannte Anthropologe Richard Leakey veranlasste in den 1960er-Jahren eine Grabung im Tal des Omo-Flusses in Äthiopien. Dabei wurden die bisher ältesten ostafrikanischen Skelettfragmente entdeckt, die Homo sapiens zugeordnet werden.

Datierung dank Geologie

Rekordhalter ist Omo 1, der bereits bei bisherigen Datierungen an der Schwelle zu 200.000 Jahren kratzte. Nun wurde sein Alter neu geschätzt. Ein internationales Forschungsteam um Céline Vidal von der Universität Cambridge (Großbritannien) schreibt nun im Fachjournal "Nature", dass Omo 1 mehr als 36.000 Jahre älter sein könnte als gedacht. Die Experten setzen das Mindestalter bei 233.000 Jahren an.

Dabei bezieht sich das Team nicht auf das Skelett selbst, das durch chemische Methoden datiert werden kann. Dafür müsste von den ohnehin nur begrenzt vorhandenen Knochen Material entnommen werden – eine schwierige Abwägung in der Anthropologie, in der manchmal minimale Merkmalsdifferenzen einen Unterschied machen und fossile Funde aus dieser Zeit rar sind.

Vulkanausbruch als Vergleichszeitpunkt

Stattdessen wird oft die geologische Schicht bestimmt, in der die Fossilien vorkamen. Bisher war es nicht möglich, die feinkörnige Vulkanasche in der oberhalb liegenden Schicht radiometrisch zu datieren.

In der aktuellen Studie verglich die Forschungsgruppe den chemischen Fingerabdruck der Asche mit Material eines immensen Vulkanausbruchs, der sich in 400 Kilometer Entfernung ereignete – vor 230.000 Jahren. Und tatsächlich stimmt die chemische Zusammensetzung überein – Omo 1 muss also noch vor dem verheerenden Ausbruch gelebt haben.

"Diese Fossilien zeigen, wie widerstandsfähig der Mensch ist", sagt Erstautorin Vidal: "Wir konnten ein Gebiet besiedeln, das sehr anfällig für Naturkatastrophen war, dort überleben und aufblühen." (sic, 12.1.2022)