33.000 Kontrollen wurden am Dienstag durchgeführt.

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Die Prognosen für diese Woche waren ziemlich exakt; am Mittwoch nach Schulstart wurde der Allzeitrekord gebrochen: 17.006 Covid-Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Der bisherige Höchstwert an Neuansteckungen war am 19. November 2021 dokumentiert worden, damals 15.809 Fälle. Die derzeitige Steigerungsrate kommt aber nicht überraschend. Sie wurde vorausgesagt. In den Berechnungen für den aktuellen Zeitraum hatte das heimische Covid-Prognosekonsortium bis zu 17.000 Neuansteckungen pro Tag veranschlagt. Jetzt ist es so weit.

Grafik: DER STANDARD

In ihrer neuen Einschätzung gehen die Expertinnen und Experten nun davon aus, dass demnächst bis zu 30.000 neue Fälle pro Tag erreicht werden könnten. Die ansteckendere Virusvariante Omikron hat Österreich inzwischen voll erfasst. Am Dienstag wurden noch 11.516 Menschen in Österreich positiv auf das Virus getestet. Tags zuvor waren es 10.804 gewesen. Der nunmehrige Rekordwert entspricht also einem Anstieg um 48 Prozent binnen eines Tages. Laut Schätzungen der Ages passierten schon in der ersten Kalenderwoche 90 Prozent der Covid-Ansteckungen mit der Omikron-Variante.

Die gute Nachricht ist, dass sich internationale Beobachtungen auch in Österreich zu bestätigen scheinen: Ins Spital müssen mit Omikron Infizierte deutlich seltener als jene, die mit der Delta-Mutante erkranken – also im Verhältnis. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) bekräftigte am Mittwoch, dass die Omikron-Variante im geringeren Ausmaß dazu führe, dass Infizierte auf die Intensivstation müssten. Sie würden auch seltener künstliche Beatmung benötigen. Gleichzeitig steigen die Fallzahlen freilich enorm. "Wir fahren auf Sicht", sagt Mückstein.

Gecko arbeitet an "Marker"

Wann es durch die stark steigenden Zahlen durch die Omikron-Variante zu neuen Maßnahmen kommt, ist unklar. Mückstein hatte am Wochenende von den Normalstationen als neuem ausschlaggebendem "Marker" gesprochen. Wie viele Betten jedoch belegt sein müssen, damit neue Regeln kommen, darüber gab er bisher keine Auskunft. Einen Stufenplan wie in der Delta-Welle im Herbst werde es laut Mückstein diesmal jedenfalls nicht geben. "Ein Festlegen von starren Grenzwerten (in Form eines Stufenplans) ist daher aus aktueller Sicht nicht zielführend", hieß es am Dienstag in einer Stellungnahme, die dem STANDARD übermittelt wurde. Und: Wie viele Normalbetten im Notfall österreichweit für Corona-Fälle zur Verfügung stünden, hänge "nicht vorrangig von der Anzahl der Betten, sondern der Personalverfügbarkeit ab".

Wenn auch kein Stufenplan, so sollen nun zumindest neue Covid-"Marker" gesetzt werden – und zwar von der Gecko-Kommission. Deren Co-Leiterin, die Oberste Gesundheitsbeamtin Katharina Reich, erklärte, das werde noch diese Woche geschehen. Die Inzidenz der Neuinfektionen zähle dabei nach wie vor, auch die Durchimpfungsrate sei relevant und natürlich auch die Krankenhauskapazitäten.

Intensivstationen Richtline im Herbst

Im Herbst orientierte sich der Stufenplan der Regierung noch an den Intensivstationen: Ab der Marke von 600 Covid-Fällen, die intensivmedizinisch betreut werden müssen, war etwa der Lockdown für Ungeimpfte geplant. In Kraft getreten ist dieser jedoch Mitte November – noch vor Überschreitung der Grenze. Und er gilt noch immer: Am Montag wurde er für weitere zehn Tage verlängert.

Am Mittwoch befanden sich 242 Personen wegen einer Covid-Infektion auf einer heimischen Intensivstation.

Kontrolliert werden die Ausgangsbeschränkungen für Ungeimpfte seit Dienstag noch intensiver. Nach dem ersten Tag der "Aktion scharf" gebe es "erste Erfolge zu melden", berichtete Innenminister Gerhard Karner (ÖVP): 2G-Nachweise würden durch die Handelsangestellten im überwiegenden Ausmaß kontrolliert. Auch die Überprüfung der Kontrollen sei kein Problem gewesen: Betriebe wie auch Kundinnen und Kunden würden gut mit den Beamtinnen und Beamten kooperieren.

Ein Tag – 33.000 Kontrollen

Die Ein-Tages-Bilanz der "Aktion scharf": Allein am Dienstag sei es zu rund 33.000 Polizeikontrollen gekommen – eine Erhöhung des "Kontrolldrucks" um knapp zehn Prozent. Dabei seien 180 Übertretungen festgestellt worden, sagte Karner. Insgesamt 1,6 Millionen Kontrollen habe es seit November gegeben.

Verhindern will die Bundesregierung einen neuerlichen Lockdown für alle. Darum herrschen in Österreich auch verglichen mit anderen Ländern strenge Regeln – etwa eine FFP2-Masken-Pflicht im Freien, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Ein Lockdown würde das Problem hingegen nur auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, erklärte Mückstein das Vorgehen bei einem Hintergrundgespräch Dienstagabend. Das sehe man in den Niederlanden, wo die Zahlen trotz des dort geltenden Lockdowns wieder steigen. In Großbritannien, das fast ohne Maßnahmen in die Omikron-Welle hineingegangen ist, sehe es hingegen nun langsam so aus, als würde die Welle brechen. Würde man die fünfte Welle nicht nur brechen, sondern wegdrücken wollen, bräuchte es einen Shutdown wie im März 2020, heißt es seitens der Regierung. Man verfolge daher die Strategie "Flatten the Curve". (Oona Kroisleitner, Katharina Mittelstaedt, 12.1.2022)