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Nach den Protesten ist die Militärpräsenz in der kasachischen Hauptstadt Almaty hoch.

Foto: REUTERS/PAVEL MIKHEYEV

Almaty – In der von den jüngsten Anti-Regime-Protesten besonders betroffenen kasachischen Stadt Almaty sind knapp 1.700 weitere Menschen festgenommen worden. Es handle sich um Plünderer und andere Verbrecher, berichteten kasachische Medien am Mittwoch unter Berufung auf die Stadtverwaltung in der Millionenmetropole im Südosten des zentralasiatischen Landes. Die Zahl der Festnahmen wurde landesweit zuletzt mit insgesamt rund 10.000 angegeben.

Menschenrechtler mahnten, die autoritär geführte Ex-Sowjetrepublik müsse faire Prozesse gewährleisten. Die Lage in Kasachstan schien sich nach der brutalen Niederschlagung der Proteste zuletzt wieder zu stabilisieren.

Ausländische Truppen sollen abziehen

Präsident Kassym-Schomart Tokajew reiste unterdessen nach Almaty, wo er sich unter anderem mit Angehörigen von getöteten Sicherheitskräften traf und ein Krankenhaus besuchte, wie das Präsidialamt mitteilte. Zudem hob er in drei Regionen den Ausnahmezustand auf. Das gelte für Gebiete im Norden und Westen des Landes ab Donnerstag.

Die Truppen des von Russland angeführten Militärbündnisses OVKS sollen ab Donnerstag aus Kasachstan abziehen. Tokajew habe den Einsatz nach den jüngsten Unruhen für beendet erklärt, teilte das OVKS mit. Der Abzug werde zehn Tage dauern. Der Autokrat Tokajew hatte das Bündnis angesichts gewaltsamer Proteste um Hilfe gebeten.

Auslöser der massiven Proteste in der rohstoffreichen Ex-Sowjetrepublik vergangene Woche waren gestiegene Gaspreise. Später weiteten sich die Proteste zu regierungskritischen Demonstrationen und Unruhen im ganzen Land aus. Mehr als 160 Menschen wurden laut einer später allerdings gelöschten Meldung des Staatsfernsehens getötet, hunderte weitere verletzt. Experten gehen davon aus, dass Tokajew die Krise auch dafür nutzte, um seinen Vorgänger, den einflussreichen früheren Langzeitpräsidenten Nursultan Nasarbajew, vollends zu entmachten. Weiter unklar ist aber, wer die bewaffneten Randalierer waren, die insbesondere in Almaty Verwaltungsgebäude und Polizeidienststellen stürmten. Tokajew hatte die Unruhen als "versuchten Staatsstreich" organisierter "terroristischer" Kräfte verurteilt. (APA, 12.1.2021)