Die OMV hat im Schlussquartal 2021 Wertberichtigungen und Abschreibungen in Milliardenhöhe vorgenommen.

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Wien – Wertberichtigungen und Abschreibungen in dieser Größenordnung musste Österreichs größter Industriekonzern OMV schon länger nicht mehr vornehmen. 1,7 Milliarden Euro sind es im vierten Quartal 2021 (Oktober bis Dezember) in Summe geworden.

Das Ganze ist nicht cash-wirksam, wie man bei der OMV betont. Im Konzernergebnis, das am 3. Februar vorgelegt wird, wird sich der Großteil davon aber unter der Rubrik "Sondereffekte" wiederfinden. Zuletzt hat die OMV im dritten Quartal 2020 im Zuge der stark gesunkenen Rohölpreise eine hohe Wertberichtigung vorgenommen. Damals waren es 997 Millionen Euro.

Grund für die jetzt notwendig gewordenen Abschreibungen beziehungsweise Wertberichtigungen sei unter anderem eine konservativere Markteinschätzung, die man vorgenommen habe, sagte OMV-Sprecher Andreas Rinofner dem STANDARD.

Vermögen in den Emiraten

Das betreffe u. a. die Vermögenswerte, die man in den Vereinigten Arabischen Emiraten in den Büchern habe, insbesondere Adnoc Refining. Von Adnoc, der Abu Dhabi National Oil Company, hat OMV vor drei Jahren 15 Prozent am Raffinerie-Hub in Abu Dhabi mit integrierter Petrochemie erworben. Er besteht aus den Raffinerien Ruwais Ost, Ruwais West sowie der Abu-Dhabi-Raffinerie mit einer Gesamtkapazität von 922.000 Fass (je 159 Liter) am Tag.

In Russland wiederum machten Vertragsdetails im Zusammenhang mit einer Beteiligung an einem Gasfeld in Westsibirien eine Wertberichtigung notwendig. 2017 hat die OMV vom deutschen Unternehmen Uniper knapp 25 Prozent am Juschno-Russkoje-Erdgasfeld übernommen. Nach neuesten Untersuchungen kann dieses Feld doch länger, als ursprünglich erwartet, Gas produzieren, was laut Rinofner eine Neubewertung notwendig machte.

Dünger neu bewerten

Auch das Düngemittelgeschäft der inzwischen zu 75 Prozent der OMV gehörenden Borealis sei neu bewertet worden; Details könnten nicht genannt werden, weil man soeben mitten in Verhandlungen zum Verkauf der Sparte stecke.

Wie berichtet, hat Borealis den Verkaufsprozess seines Stickstoff-Geschäftsbereichs im Vorjahr in die Wege geleitet. Dieser umfasst Pflanzennährstoffe, technische Stickstoffprodukte sowie die Melaminproduktion. Der Bereich wird als nicht mehr zu Borealis’ Kerngeschäft zählend eingestuft, man will sich auf höherwertige Chemieprodukte fokussieren. Der Verkauf soll noch heuer über die Bühne gehen.

Borealis gilt als einer der führenden Pflanzennährstoffproduzenten in Europa. In Linz betreibt das Unternehmen rund zwei Drittel der Anlagen des Chemieparks. Am Standort produziert das Unternehmen rund 50.000 Tonnen Melamin sowie 1,5 Millionen Tonnen Düngemittel. Daneben betreibt Borealis in Linz sein Forschungs-Headquarter sowie den Business-Support. (Günther Strobl, 14.1.2022)