In Florida müsste man sein. Nicht nur Snowbirds, wie zahlungskräftige Seniorinnen und Senioren aus dem Norden der USA liebevoll genannt werden, überwintern hier im Süden, sondern auch Manatis. Mana wer? Manatis – Seekühe, die nicht muh machen, eher an kolossale Robben erinnern und deren nächste Verwandte Elefanten sind.
In den Wintermonaten zieht es karibische Rundschwanzseekühe (Trichechus manatus) zu Tausenden aus Küstengebieten in wärmere, seichte Gewässer im Sunshine-State. Und dort kann man die streng geschützten Tiere bestens beobachten – mit lizenzierten Agenturen sogar unter Wasser.
Fressen und atmen
Vor ein paar Jahren haben wir uns den lang gehegten Wunsch, die Manatis in Florida zu besuchen, erfüllt. Und gerade jetzt, da Corona die Reisefreiheit arg einschränkt, erinnere ich mich sehr gerne an diese Urlaubsexpedition (und schau wehmütig bei diesen Webcams vorbei).
Großartige Action darf man sich von Manatis nicht erwarten. Die meiste Zeit verbringen die Säugetiere als Seegras-Staubsauger oder chillen in Gruppen auf dem Grund. Alle paar Minuten schweben sie wie ein Ballon nach oben, um zu atmen. Dafür halten sie nur ihre Schnauze heraus und öffnen die sonst verschlossenen Nasenlöcher. Von Zeit zu Zeit treiben sie gemächlich zu einem anderen Liegeplatz.
Überhaupt nicht scheu
Und dabei kann es passieren, dass man ihnen beim genehmigten Oberflächenschnorcheln ganz nahe kommt. Denn Manatis sind überhaupt nicht scheu, schwimmen mit ihren bis zu 500 Kilo Lebendgewicht wenige Zentimeter an Menschen vorbei. Der Schiffsverkehr ist zwar während der Manatis-Saison stark eingeschränkt, trotzdem kommt es immer wieder zu Unfällen, nicht wenige Manatis haben Schrammen und Narben von Schiffsschrauben.
Im vergangenen Jahr verendeten leider überdurchschnittlich viele Manatis in Florida. Zuletzt berichtete der Radiosender NPR, dass die Tiere verhungert seien, weil es zu einem starken Rückgang des Seegrasbestandes gekommen sei. Hoffentlich gibt es heuer wieder genug Futter. (Michael Simoner, 19.1.2022