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UN-Resolutionen verbieten es Nordkorea eigentlich, Raketen zu testen, die einen Atomsprengkopf tragen könnten.

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Den Test am 11. Jänner überwachte Kim Jong Un persönlich.

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Seoul – Nordkorea hat als Antwort auf neue Sanktionen der USA einen weiteren Raketentest unternommen. Wie der Generalstab der südkoreanischen Streitkräfte am Freitag mitteilte, habe Nordkorea zwei Flugkörper abgefeuert, bei denen es sich vermutlich um ballistische Raketen von kurzer Reichweite handle. UN-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung ballistischer Raketen, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf tragen können.

Es war der dritte Raketentest der selbst erklärten Atommacht innerhalb von zehn Tagen. Nach Angaben Nordkoreas seien die beiden Raketen von einem Zug aus abgefeuert worden, berichtete die Nachrichtenseite NKnews auf Twitter. Machthaber Kim Jong-un sei nicht anwesend gewesen. Den Angaben zufolge hätten zwei taktische Lenkraketen ein festes Ziel auf See getroffen.

Neue US-Sanktionen

Zuvor hatte Nordkoreas Außenministerium den USA "Provokation" vorgeworfen und mit einer deutlichen Reaktion gedroht. Am Mittwoch beschloss das US-Finanzministerium Sanktionen gegen fünf Nordkoreaner, denen es vorwarf, Güter für die Massenvernichtungs- und Raketenprogramme ihres Landes zu beschaffen. Zudem wollen die USA neue Sanktionen gegen Nordkorea durch die Vereinten Nationen durchsetzen.

Der Nationale Sicherheitsrat in Südkorea äußerte sein "tiefes Bedauern" wegen der andauernden Raketenstarts durch Nordkorea. Wie schon nach den Raketentests zuvor warf das Indo-Pazifik-Kommando der US-Streitkräfte Nordkorea vor, durch seine "illegalen Waffenprogramme" die Region zu destabilisieren. Das Kommando ging dabei ebenfalls von einem neuen Test mit ballistischen Raketen aus.

Insel als Ziel

Beim jüngsten Test starteten die Raketen den Angaben Südkoreas zufolge im Nordwesten des Nachbarlandes an der Grenze zu China und flogen etwa 430 Kilometer in Richtung Meer im Osten. Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf Militärs berichtete, sollten sie vermutlich ein vorher festgelegtes Ziel auf einer unbewohnten nordkoreanischen Insel treffen.

Nordkorea hatte davor am 5. Jänner und am vergangenen Dienstag jeweils einen Raketentest unternommen. Dabei wurden eigenen Angaben zufolge Hyperschall-Raketen erprobt. Bei solchen Waffen kann ein Hyperschall-Gleitflugkörper von einer ballistischen Rakete aus starten. Hyperschall-Waffen lassen sich wegen ihrer hohen Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit nur schwer abfangen.

Nordkorea reagierte auf die neuen Sanktionen mit zunächst unbestimmten Drohungen. Falls die USA die Konfrontation suchten, werde das Land eine "stärkere und deutlichere Antwort" geben, wurde ein Sprecher des Außenministeriums am Freitag von den Staatsmedien zitiert. Die Entwicklung eines neuartigen Raketentyps sei nicht gegen ein bestimmtes Land gerichtet, sondern diene der Modernisierung von Waffen, hieß es.

Nordkorea hat sich selber als Atommacht erklärt. Angesichts der Verhandlungen über sein Nuklearwaffenprogramm gilt sein Status international aber als offen. Die Verhandlungen mit den USA kommen seit fast drei Jahren nicht mehr voran. (red, APA, 14.1.2022)