Bild nicht mehr verfügbar.

40 Dächer werden in Dubai von der österreichischen Firma Cleen Energy mit PV-Anlagen ausgestattet.

Foto: Reuters/CHRISTOPHER PIKE

Lukas Scherzenlehner will sie erobern, die Dächer, die für ihn die Welt bedeuten. Als Gründer der Cleen Energy mit Sitz im niederösterreichischen Haag verfolgt er ein simples Konzept: Er pachtet Dächer, stellt Photovoltaik-Anlagen darauf und verkauft den daraus erzeugten Strom an die Hauseigentümer.

Und seine Idee scheint aufzugehen. In Österreich und Deutschland zählt Cleen Energy laut eigenen Angaben seit seiner Gründung 2016 rund 2.000 Kunden, darunter Rewe, Magna und Voest. Nun will das Unternehmen weiter expandieren. In Italien, Kroatien und Bulgarien tue sich bereits einiges; der bislang größte Auftrag startet aber Ende Februar in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE).

Vergangenen November hat der Unternehmer in Begleitung von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) die Verträge in Dubai medienwirksam unterzeichnet. Das satte Auftragsvolumen umfasst zwischen 40 und 80 Millionen Euro. Konkreter wollte Scherzenlehner nicht werden.

Dabei ist dies bei weitem nicht das einzige Projekt, das in den kommenden Jahren in Dubai umgesetzt wird. Dem Cleen-Energy-Gründer zufolge werden derzeit "unfassbare Summen investiert". Alle zwei Wochen würden 20 Millionen Euro Aufträge vergeben.

Dubai soll Vorzeigestadt werden

Dass Strom kostbares Gut und die Sonne effizienter Energielieferant ist, scheint den Scheichs in VAE schon vor einigen Sonnenuntergängen gedämmert zu sein. Denn bereits seit 2015 treibt der Wüstenstaat den Ausbau der Solarenergie voran und folgt auch hier dem Motto Klotzen statt Kleckern.

Umgerechnet sollen rund 143 Milliarden Euro bis zum Jahr 2050 in den Ausbau erneuerbarer Energien fließen. Das ist der offiziellen Website der Föderation zu entnehmen. Damit soll der CO2-Ausstoß um 70 Prozent in allen sieben Emiraten verringert werden.

Abkommen wie die "Dubai Clean Energy Strategy" verfolgen zudem ambitionierte Ziele. Den Plänen zufolge will die Stadt am Persischen Golf bis 2050 den kleinsten ökologischen Fußabdruck aller Städte weltweit vorweisen können. Daher sollen 75 Prozent der erforderlichen Energie bis dahin aus nachhaltigen Quellen bezogen werden. So kann "Dubai das globale Zentrum für saubere Energie und grüne Wirtschaft werden", heißt es auf der Website weiter.

Dass eine derartige Trendumkehr bitter nötig ist, zeigen die Zahlen. 2018 stießen die Emirate pro Kopf rund 21 Tonnen Kohlendioxid aus. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Einwohner der EU verbraucht nicht einmal halb so viel.

Österreichische Gesetzeslage in der Kritik

Zurück nach Haag. Hier sind die technischen Vorbereitungen abgeschlossen, die PV-Anlagen bereit zum Aufbau auf den Dächern Dubais. Lukas Scherzenlehner hat sich in der Zwischenzeit eine Wohnung vor Ort gemietet und eine Tochterfirma gegründet. Für die Umsetzung arbeitet er in den kommenden zwei Jahren mit der internationalen FAM Ganz Gruppe, einem der größten Bauprojektentwickler Dubais, zusammen. Läuft alles nach Plan, sind die Arbeiten bis dahin abgeschlossen.

Laut eigenen Angaben ist die Betriebsleistung von Cleen Energy in den vergangenen zwei Jahren um rund 100 Prozent gestiegen. Geht es nach Scherzenlehner, soll das auch heuer gelingen. Er rechnet mit einem Wachstum zwischen 25 und 30 Millionen Euro. Allein in Österreich sind über 50 Projekte geplant.

Heimische Projekte voranzutreiben sei ohne das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) aber schwierig, kritisiert der Unternehmer. "Die ganze Branche steht. Seit Februar geht nichts voran. Für die Energiewende ist das eine Katastrophe." Das wird sich mit kommendem Donnerstag erledigen. Dann nämlich steht das Gesetz im Nationalrat zur Beschlussfassung. (Julia Beirer, 18.1.2022)