ORF-Stiftungsrat Heinz Lederer kündigt "härtesten Widerstand" gegen ein weiteres 200-Millionen-Sparpaket im ORF an.

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Wien – Der neue ORF-General Roland Weißmann dürfte kommende Woche Post von Stiftungsräten bekommen. Das kündigt der Sprecher des SPÖ-nahen Freundeskreises im obersten ORF-Gremium, Heinz Lederer, im Gespräch mit dem STANDARD an. Lederer zeigt sich empört über ein 200-Millionen-Sparpaket, das Weißmann "durch die Hintertür" angekündigt habe. Zudem vermisst er "Verve" des neuen Generals in Technologie und Digitalem.

Weißmann hat seine Vorhaben in einem ersten Pressegespräch am Donnerstag den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie anderen Medien präsentiert. Vor allem seine Ankündigungen für das Programm fanden Niederschlag und Aufmerksamkeit – etwa ein Revival der Beamtencomedy "MA 2412", eine Erweiterung von "Starmania" zum "modernden Schlager" Marke Helene Fischer, der nächste Umbau des ORF-1-Vorabends, eine Klima- und Umwelt-Show für Mittwoch.

"Kartentricks"

Lederer sieht in diesen Programm-Ankündigungen ein Ablenkungsmanöver, der von der SPÖ ins oberste ORF-Gremium entsandte Kommunikationsberater spricht von "Kartentricks". Investitionen ins Programm seien natürlich notwendig, ebenso aber im Jahr 2022 in der Konkurrenz mit internationalen Digitalriesen Investments in Technologie. Diese vermisst Lederer in Weißmanns erster Präsentation.

Die – für März geplante – Gebührenerhöhung um acht Prozent sollte dazu dienen, "programmliche und technologische Fortschritte" zu finanzieren, erinnert Lederer an den Gebührenbeschluss im Herbst 2021. Deshalb habe auch die SPÖ für die Erhöhung gestimmt. Nur drei FPÖ-nahe Mitglieder haben dagegen votiert.

Sorge um ORF-Player

Ebenso vermisst Lederer Nachdruck in den Gesprächen mit der Politik – von der neuen Medienministerin Susanne Raab bis zu Landeshauptleuten – und privaten Medien, um die Streamingplattform ORF-Player und dafür geforderte Lockerungen des ORF-Gesetzes voranzutreiben.

Lederer zeigt sich ernsthaft besorgt, ob der ORF-Player in seiner bisherigen Konzeption als große Streamingplattform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks noch eine Chance auf Realisierung habe. Bisher nehme er "viel Wind" um das seit Jahren vom ORF geplante Projekt wahr, aber keine konkreten Fortschritte. Weißmann kündigte zu den Olympischen Spielen im Februar 2022 den Start des Sportmoduls der Streamingplattform ("Sportscreen") als Video-Leiste auf "orf.at" an. Noch 2022 würden jedenfalls das Audio-Modul "Sound" und – wenn die Wettbewerbsbehörde nicht noch dagegen vorgeht – "Topos" für Wissenschaft/Kultur/Religion starten.

Weißmann hat angekündigt, er werde dem Stiftungsrat in seiner nächsten Sitzung im März neue Social-Media- und Youtube-Strategien für den ORF vorlegen. Lederer geht das zu langsam: "Ich gehe davon aus, dass er sich einen Zeitplan macht und alle Stakeholder an einen Tisch holt. Wir können nicht im März damit beginnen zu überlegen, was wir in diesem Bereich mit unseren Leuten – auch mit Blick auf den neuen Newsroom – machen."

"Härtester Widerstand"

"Härtesten Widerstand" kündigt Lederer gegen ein neuerliches Sparpaket im Umfang von 200 Millionen Euro über die nächsten fünf Jahre an. Aus der mittelfristigen Finanzvorschau des ORF über diesen Zeitraum hätten sich solche Sparpläne nicht erschlossen. Solche Sparpakete seien ein Thema für den Stiftungsrat.

Lederer verweist auf ein 300-Millionen-Sparpaket über die vergangenen fünf Jahre, das der bisherige ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz im Gegenzug zur Gebührenerhöhung 2017 dem Stiftungsrat zusichern musste.

Die Sparmöglichkeiten seien erschöpft, erklärt Lederer, das hätten auch bürgerliche Betriebsräte im ORF-Stiftungsrat schon betont. "Nun gibt es die Gebührenerhöhung, und dennoch muss die ORF-Belegschaft wieder blutig einsparen. Ich hätte mir mehr Fantasie erwartet bei der Umstrukturierung des ORF." (fid, 14.1.2021)