Bild nicht mehr verfügbar.

Was tun gegen den Frust? Es lohnt sich das Kramen in der bewährten Methodenkiste.

Foto: Getty Images

Wenn alle in ihrem kleinen Unterseeboot im Homeoffice sitzen, während sich ein paar andere in Präsenz, scheint’s, viel ausbaldowern, dann passiert entweder zu wenig (soziale Anregung, kollegiale Korrektur) oder zu viel (keine Grenzen zum Privaten, angesäuerte Mitbewohner am Küchentisch). Und es staut sich Ärger auf. Runterschlucken, das wissen wir ja, ist sehr ungesund. Rauslassen in der Videokonferenz wird durch geschickte Moderation oder gute Erziehung unterbunden.

So sammeln alle wie in einem inneren Rabattmarkenhefterl Wutpunkte an. Irgendwann ist das Hefterl voll, und das nächste Punkterl (=Ärger) hat keinen Platz mehr. Die Schotten platzen im Homeoffice-Unterseeboot. Man kann sich ja auch richtig gut reinspiralisieren derzeit, gefühlt ausgebeutet im Homeoffice, bedrängt von viel Angst und Furcht und wenig Perspektive.

Schönreden à la "Licht am Ende des Tunnels"? Danke sehr. Da passiert es jetzt aber so oft, dass die Schotten den Falschen ins Gesicht platzen. Nämlich lieben Kollegen. Weil das lange Runterwürgen der Wut einfach zu viel Druck gemacht hat.

Durchatmen

Was tun? Es lohnt sich das Kramen in der bewährten Methodenkiste. Beispielsweise gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg: meine Bedürfnisse kommunizieren, meine Gefühle aussprechen. Bitten äußern ohne Anklage und ohne Vorwurf. Wutmails nicht gleich abschicken. Wieder bis zehn zählen, bevor man zurückbrüllt. Wieder Karotten schälen oder eine Runde Staubsaugen oder einmal Laufen gehen, bevor man in einem Chat losdonnert.

Wer diese harte Übung in der Meisterklasse ein paar Mal geschafft hat, weiß: Das ist sehr befriedigend, man fühlt sich verdammt gut und ist letztlich sehr zufrieden mit sich: Meine Schotten konnte niemand unkontrolliert zum Platzen bringen. (Karin Bauer, 17.1.2022)