Über eine umfassende Pflegereform wird nach wie vor diskutiert. Fest steht aber: Der Pflegebereich soll für Mitarbeitende attraktiver werden.
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Wien – Der Personalbedarf im Bereich der Pflege steigt in Österreich seit Jahren. Das gilt für alle Pflegebereiche. Egal ob stationär im Gesundheitsbereich und der Altenpflege oder bei mobiler Langzeitpflege. Prognosen gehen von einem Bedarf von 76.000 zusätzlichen Pflegekräften bis zum Jahr 2030 aus.

Mit unterschiedlichen Maßnahmen, beispielsweise zusätzlichen Ausbildungsangeboten sowohl für Jugendliche als auch für Quereinsteiger, wird darauf reagiert. Über eine umfassende Pflegereform wird nach wie vor diskutiert, Konkretes gibt es noch nicht. Fest steht aber: Der Pflegebereich soll für Mitarbeitende attraktiver werden.

Digitale Kompetenz

Janis Lena Meißner vom Forschungsbereich Human Computer Interaction der TU Wien hat gemeinsam mit Edeltraud Haselsteiner (Urbanity), Nadja Bergmann und Nicolas Pretterhofer (L&R Social Research) nun die technologische Komponente dieses Berufsfelds einer genauen Analyse unterzogen. "Indem wir die verborgene technische Dimension in den alltäglichen Bemühungen von mobilen Heimhilfen in den Vordergrund rücken, können diese Berufe womöglich aufgewertet werden", sagt Janis Lena Meißner. Denn neben der Zusammenarbeit mit Menschen präge auch der Umgang mit Technik immer mehr die Arbeit von Pflegekräften.

Dabei gehe es nicht nur um die eigenen digitalen Kompetenzen, mobile Endgeräte für Dokumentationszwecke oder Ähnliches nutzen zu können. Interviews mit mobilen Pflegeassistenzkräften hätten auch gezeigt, dass oft technische Erklärkompetenz gefordert sei – wenn beispielsweise die Gepflegten selbst digitale Technologien anwenden möchten oder sollten und dabei Unterstützung brauchen.

Aufwertung

In einem weiteren Schritt untersuchten die Forscherinnen, wie diese technologischen Kompetenzen vermittelt werden. Und die Analyse zeigte, dass in den Ausbildungsverordnungen für Pflegeassistenzkräfte und Heimhilfen digitale Kompetenz als Ergänzung zu den "Kernkompetenzen" der jeweiligen Berufsfelder verstanden wird. Für die Autorinnen ergibt diese Trennung jedoch wenig Sinn. Schließlich sind technologische Arbeitsanteile häufig Kerntätigkeiten.

Ein erster Schritt zur Aufwertung wäre laut den Autorinnen das deutlichere Sichtbarmachen der vielfältigen Kompetenzen von Pflegeassistenzkräften und Heimhilfen. Denn die Vorurteile, dass diese Berufe wenig oder gar keiner Kompetenz bedürfen, seien maßgeblich für die Bewertung dieser Berufe verantwortlich.

Eine weitere Art der Berufsaufwertung könnte auch dadurch geleistet werden, dass die Beschäftigten aktiv in die Gestaltung von technischen Prozessen der Arbeitsorganisation involviert werden, heißt es in der Forschungsarbeit weiter. (red, 17.1.2022)