Brunner: "Kann Australiens Behörden verstehen."

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Wien – Einen wie Magnus Brunner findet man auf diesem Planeten kein zweites Mal – einen, der gleichzeitig hohes Regierungsmitglied und Tennisverbandspräsident eines Landes ist. Österreich ist in diese Lage gekommen, als Brunner (ÖVP) nach Gernot Blümels Rücktritt vom Staatssekretär zum Finanzminister aufstieg. Dem Tennisverband war er bereits seit Oktober 2020, also schon vor seinem politischen Avancement, vorgestanden.

Das wiederum versetzt Brunner nun in die Lage, die Causa Novak Djokovic von zwei Seiten zu beäugen, von der politischen wie von der sportlichen Seite. Vom STANDARD zu den Turbulenzen um Djokovic in Melbourne befragt, macht der Vorarlberger aus seiner Meinung kein Hehl. "Jeder hat sich an die Regeln zu halten. Insofern kann ich die australischen Behörden verstehen." Damit bezog sich Brunner am Freitag direkt auf die Entscheidung des australischen Immigrationsministers Alex Hawke, das Einreisevisum Djokovics zu annullieren.

Den Argumenten und der Einstellung des serbischen Weltranglistenersten kann Brunner kaum etwas abgewinnen. "Mein Verständnis für Djokovic hält sich in Grenzen", betont Österreichs Finanzminister. Auf mögliche Ungereimtheiten um ein positives PCR-Test-Ergebnis, das Djokovic erst in die Lage versetzt hatte, die Reise nach Australien anzutreten, will Brunner erst gar nicht eingehen. "Ich hätte gerne", hält er fest, "dass auch Djokovic sich impfen lassen würde."

Ins Fiasko geschlittert

Vor wenigen Tagen hatte sich bereits Georg Blumauer, Brunners Vize an der Verbandsspitze und ebenfalls Jurist, im ORF zu Djokovic geäußert. Der ehemalige Tennisprofi ortete da "ein PR-Desaster nicht nur von Djokovic", sondern auch des australischen Tennisverbands, der Australian Open und auch des Staates Australien. Darüber, wie unvorbereitet man in dieses Fiasko geschlittert sei, könne er eigentlich nur "den Kopf schütteln". Die erste Annullierung des Djokovic-Visums sei jedenfalls "nur aus Formalgründen widerrufen" worden. Vor allem Djokovic habe nicht wenig dazu beigetragen, dass es "an allen Ecken und Enden hinkt". (Fritz Neumann, 15.1.2022)