Bild nicht mehr verfügbar.

Sollte Russland die Gaslieferungen nach Europa unterbrechen, will die US-Regierung für Ersatz sorgen.

Foto: REUTERS/Vasily Fedosenko

Washington/London/Kiew – Im Konflikt zwischen Russland und dem Westen hat die US-Regierung laut Insidern mit Energiekonzernen Notfallpläne für Gaslieferungen nach Europa sondiert. Vertreter des Außenministeriums hätten mit den Firmen über Kapazitäten für höhere Liefermengen gesprochen, für den Fall, dass russische Gaslieferungen unterbrochen werden, hieß es in Branchen- und Regierungskreisen. Dabei sei auch eine Verschiebung von Wartungsarbeiten erörtert worden, um die Gasproduktion hoch zu halten.

Die Unternehmen hätten erklärt, dass ein Ausfall großer Mengen aus Russland schwer zu ersetzen sei und dabei auf die weltweit knappen Gasvorräte verwiesen. Welche Konzerne angesprochen worden seien, wurde zunächst nicht bekannt. Die Europäische Union bezieht rund ein Drittel ihres Gasbedarfs aus Russland. US-Sanktionen gegen Russland könnten die Lieferungen beeinträchtigen.

Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA wollte sich nicht zu den Gesprächen äußern. Er bestätigte aber, dass eine Notfallplanung im Gange sei. Eine Sondierung von Auswirkungen möglicher Maßnahmen sei gängige Praxis. Dies zeige die Entschlossenheit der USA, entschiedene Maßnahmen zu ergreifen.

Gespräche ohne Ergebnis

Russland hat an der Grenze zur Ukraine rund 100.000 Soldaten zusammengezogen. Der Westen befürchtet eine Invasion, die Regierung in Moskau streitet solche Pläne ab. Stattdessen gehe es Russland um Sicherheitsgarantien. So fordert Präsident Wladimir Putin unter anderem eine Zusage der Nato, dass die Ukraine nicht in das transatlantische Militärbündnis aufgenommen wird. Dies lehnt die Allianz mit Verweis auf das Selbstbestimmungsrecht der Ukraine und souveräner Staaten an sich kategorisch ab – obwohl ein Beitritt der Ukraine in den kommenden Jahren keineswegs realistisch erscheint. Mehrere Gesprächsrunden in der vergangenen Woche blieben ergebnislos.

US-Regierung werfen Russland zudem vor, einen Vorwand für einen möglichen Einmarsch in die Ukraine schaffen zu wollen. "Wir haben Informationen, die darauf hindeuten, dass Russland bereits eine Gruppe von Agenten aufgestellt hat, um eine Operation unter falscher Flagge im Osten der Ukraine durchzuführen", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, am Freitag. Die Informationen deuteten darauf hin, dass diese außerdem damit beginnen würden, in Medien "Provokationen zu fabrizieren", um eine russische Intervention zu rechtfertigen und Spaltungen in der Ukraine zu säen. Moskau wies dies als "haltlos" zurück.

Im Zuge der diplomatischen Bemühungen zur Beilegung der Krise reist die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock am Montag zu Gesprächen in die Ukraine und am Dienstag nach Russland.

Hackergruppe Revil zerschlagen

Unterdessen hat Russland auf Bitten der USA die berüchtigte Hackergruppe Revil aufgelöst. Die illegalen Aktivitäten der Mitglieder der Gruppe seien "nach einer Aufforderung der zuständigen US-Behörden zerschlagen worden", erklärte der russische Inlandsgeheimdienst FSB am Freitag. (APA, 15.1.2022)