Jetzt ist das auch schon fast 15 Jahre her. Den "Unaussprech lichen" nannten Kollegen den neuen Nissan, der 2007 in Paris das erste Mal vorgestellt wurde. Qashqai, von Kaschgai, einem Nomadenvolk im Iran. Und schnell war klar, dass dieser Wagen ein Flop wird.

Treppenwitz und Insiderschmäh

"Wenn du zum Händler gehst und ihm nicht und nicht sagen kannst, welches Auto du willst, weil du es einfach nicht aussprechen kannst, wie sollst denn dann kaufen?", war der Gassenhauer unter den Nissan-Schmähs. Das Lachen ist aber allen schnell vergangen. Der Crossover – ich weiß jetzt nicht, sagte man damals noch nicht oder das erste Mal schon nicht mehr SUV zu diesen Fahrzeugen – schlug eine Schneise in die Zulassungsstatistik, die kaum wer prognostiziert hatte.

Wo in der ersten Generation noch knuffige Glubschaugen waren, sind nun beim Facelift der dritten Generation des Nissan Qashqai LED-Schlitze, die an Laserschießscharten erinnern. Uns gefällt es.
Foto: Guido Gluschitsch

Die nächste Überraschung folgte übrigens gleich drauf. Nissan war überzeugt, dass der Murano ein ähnlicher Erfolg wird. Die Kenner der Szene jetzt auch. Der Wagen blieb aber wie angschrauft bei den Händlern stehen. Der Qashqai hingegen war Generation für Generation ein Erfolg. Er schaffte es gar zum meistgebauten Auto des Jahres 2017 in Großbritannien. Dabei war er eigentlich nie so der Draufgänger. In der ersten Generation hatte er glubschige Scheinwerfer und war fast knuffig. Inzwischen ist das anders.

Die bittere Wahrheit

Sogar der Tankwart, der sonst nur aufschaut, wenn draußen die Auspuffklappen mit der Zapfsäule flirten, riskierte einen Blick. Ich hab ihm die bittere Wahrheit erspart, dass es den Qashqai, so fesch er jetzt auch hersteht, nur als Mild-Hybrid gibt. Ich brachte es nicht einmal übers Herz, ihm den Normverbrauch von 6,5 Liter – Benzin, nicht Diesel – für dieses Lackelauto unter die Nase zu reiben.

Der Innenraum ist aufgeräumt und geradezu klassisch, wenn man bemerkt, dass nicht alles nur Bildschirm ist.
Foto: Guido Gluschitsch

Nicht einmal den Realverbrauch von sieben Litern wollte ich ihm antun. Ich hab ein bisserl draufdruckt und gesagt, dass er fast an 50er kostet. Was schon wild aufgerundet war. Denn der vollausgestattete Allradler kommt gerade auf 48.859 Euro. Und ich tankte aber einen handgeschalteten Fronttriebler. Den Schnellen zwar, mit 158 PS, der dann bei 33.650 Euro anfängt. Mit dem Einstiegspreis von 27.742 Euro für den 140-PS-Mild-Hybrid lockst du keinen Tankwart aus seiner warmen Stube. So aber schnalzte er anerkennend mit der Zunge und sagte fehlerfrei "Qashqai. Hatte ich noch gar nicht auf der Liste." Tja, da ist er nicht der Erste.

Lieber komfortabel als künstlich intelligent

Keine Ahnung, warum es der Qashqai manchen so einfach macht, ihn zu unterschätzen – eine Eigenschaft, die er sich über die Generationen erhalten hat, obwohl er kontinuierlich besser wurde – wie auch die jüngste, die dritte Generation jetzt. Ein komfortables Auto, praktisch und vielseitig. Das fängt beim Kofferraum an, der unterschiedliche Abteile hat, damit nicht dauernd Kleinzeugs herumfliegt, und geht bis hin zu den modernen Assistenzsystemen. Obwohl, gut, Letztere haben uns im Test auch gehunzt.

Der erste Eindruck des neuen Qashqai ist durchaus ein imposanter.
Foto: Guido Gluschitsch

Der Spurhalteassistent ist auch nicht besser als jener der Konkurrenten. Und dann trug es sich zu, dass das Infotainment ein Update machen wollte, wofür man das Auto längere Zeit mit laufendem Motor hätte abstellen müssen. Das habe ich nicht gemacht. Das Radio dudelte auch so – der Rest interessierte mich nicht. Ich fahr eh lieber komfortabel als künstlich intelligent. (Guido Gluschitsch, 31.1.2022)

In dieses Heck passen 436 bis 1379 Liter. Für die Zahlenfüxe hier auch noch der Reihe nach Länge, Breite und Höhe: 4425, 1835 und 1625 Zentimeter.
Foto: Guido Gluschitsch