Masken werden wir noch ein paar Jahre lang in bestimmten Situationen tragen müssen, sagt der Virologe Christian Drosten.

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Regierungen könnten bereits jetzt den Übergang der Corona-Pandemie in eine endemische Phase vorbereiten: Das befürwortet die Chefwissenschafterin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Soumya Swaminathan, einem Bericht des "Handelsblatts" zufolge. "Wir erwarten, dass sich eine immense Zahl an Menschen weltweit mit Omikron infizieren wird, und es wird eine Kreuzimmunisierung zu anderen Varianten geben", wird die Expertin zitiert. "Das ist ermutigend."

Mutationspotenzial begrenzt

2022 werde es viele Millionen Menschen auf der Welt mit einem besseren Immunisierungsschutz geben – "wegen der Impfungen und leider wegen der Infektionen". Ob der Übergang in eine endemische Phase schon nach der Omikron-Welle geschehen könne, sei noch unklar. "Wir wissen nicht, wann und wo die nächste Variante auftauchen wird und wie sie mit Omikron und Delta interagiert", zeigt sich Swaminathan besorgt.

Das Änderungspotenzial von Sars-CoV-2 ist laut dem deutschen Virologen Christian Drosten allerdings grundsätzlich begrenzt, wie der "Tagesspiegel" zitiert: "Das Virus kann nicht das Spike-Protein strukturell so stark verändern, dass es gar nicht mehr wiederzuerkennen ist. Also, es gibt einen gewissen, begrenzten Mutationsraum, den das Virus benutzen kann." Dass Omikron das Ende der Pandemie oder die Hoffnung auf mildere Varianten ist, darauf kann man sich laut Drosten bei dem Virus nicht verlassen. "Aber man kann sich darauf verlassen, dass die Bevölkerungsimmunität sich immer weiter aufbaut. Wenn wir das hinbekommen, wäre selbst ein nochmals verändertes Virus keine Katastrophe mehr. Nur ist das Erhalten der Bevölkerungsimmunität nicht dasselbe wie das Aufbauen der Immunität. Das Aufbauen müssen wir in unserer alten Gesellschaft über Impfungen machen, das Erhalten muss das Virus erledigen."

Endemie durch Impfung

Der Zeitpunkt des Übergangs von der Pandemie zur Endemie bleibt laut der WHO-Expertin ungewiss. Es könne schließlich kein Land in eine endemische Phase übergehen, wenn der Rest der Welt noch mitten in der Pandemie sei. Zunächst müsse das Ziel sein, eine weltweite Impfrate von 70 Prozent bis Mitte dieses Jahres zu erreichen.

"Die Bevölkerung baut Immunität auf und behält die auch. Und in diesem Prozess sind wir drin", erklärt Drosten. "Es gibt ein paar Länder, die sind schon am Ende damit, etwa Südafrika oder Indien, wo es sehr viel Viruszirkulation gab, allerdings auch zum Preis sehr vieler Todesfälle." Im nächsten Winter rechnet Drosten noch einmal mit einer starken Inzidenzerhöhung, ins Gewicht fallende Einschränkungen würden dann aber nicht mehr nötig sein. Wichtig sei die Immunisierung, "damit wir im Laufe des Jahres 2022 in die endemische Phase kommen und den pandemischen Zustand für beendet erklären können". Einige Maßnahmen wie das Tragen von Masken in bestimmten Situationen würden dann zwar noch bleiben, aber es werde wieder ein Leben wie vor der Pandemie möglich sein: "Da bin ich mir komplett sicher." (APA, poem, 18.1.2022)