Was ein paar gefilmte Sekunden alles auslösen können: medialer Aufschrei, Aufregung in den sozialen Medien und sogar die Polizei ermittelt.

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Florian Gschwandtner mag das Rampenlicht. Er spricht gerne, gibt sich stets positiv, lässt die Welt an seinem Leben teilhaben. Diese Portion Extrovertiertheit, gepaart mit gesundem Selbstvertrauen, gehört zur Basisausstattung eines erfolgreichen Start-up-Unternehmers.

Dieses Mitteilungsbedürfnis brachte dem Runtastic-Gründer vergangenes Wochenende allerdings auch Medienrummel in einer für ihn bisher unbekannten Art ein. Auf Instagram veröffentlichte Gschwandtner ein selbstaufgenommenes Après-Ski-Video aus dem Hochinzidenzörtchen Kitzbühel. Dutzende Menschen, ohne Maske tanzend, feiernd, singend. Das Video wurde rasch gelöscht, eine Entschuldigung folgte: Es sei ein Fehler gewesen, schrieb Gschwandtner, er sei seiner Vorbildfunktion nicht gerecht geworden.

Köstinger erzürnt

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) ist erzürnt, ebenso der Tourismusverband Kitzbühel. Twitter schäumt schon aus Prinzip vor Wut. Gute Optik macht ein solches Video inmitten der Omikron-Welle wahrlich nicht, ein Verfahren wurde bereits eingeleitet. Gschwandtner hat dieser Après-Ski-Causa ein Gesicht gegeben, stellvertretend für viele andere. Er weiß, wie es ist, Aushängeschild zu sein.

Bisher stand sein Gesicht allerdings für erfolgreiches Unternehmertum. Der Wahl-Oberösterreicher gründete 2009 in Linz die Fitness-App Runtastic, sechs Jahre später verkaufte er die Firma um 220 Millionen Euro an den deutschen Sportartikelriesen Adidas – damals ein Meilenstein und eine unvorstellbare Summe in der heimischen Start-up-Szene. Ruhestand kam nicht infrage, Gschwandtner engagiert sich als Business-Angel, investiert in junge Unternehmen, hält Keynotes und tritt als Juror in der Puls-4-Show 2 Minuten 2 Millionen auf.

Auch bei der Politik streift Gschwandtner immer wieder. In der Vergangenheit arbeitete er mehrfach für die ÖVP. Nach den Nationalratswahlen 2017 befand er sich bei den Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ im Team der Türkisen. 2018 holte Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) Gschwandtner als Experten in die Strategie-Stabsstelle im Kanzleramt (Think Austria), die sich um strategische Themen für die Entwicklung Österreichs kümmern sollte.

Strengberg und Alaska

Abseits der digitalen Welt zieht es den 38-Jährigen in die Natur. No na, er läuft gerne, am liebsten Kurzstrecke bis zwölf Kilometer. Kraft tankt er eigenen Angaben zufolge in den Bergen, aber auch auf dem elterlichen Bauernhof im niederösterreichischen Strengberg, wo er als mittleres von drei Kindern aufwuchs. Dass er diesen nicht übernehmen würde, hätten seine Eltern bald einsehen müssen. Auch wenn er eine landwirtschaftliche Schule in Wieselburg besuchte – sein Studium absolvierte er anschließend an der FH Hagenberg.

Außerdem hat Gschwandtner vor einigen Jahren Gefallen an Heliskiing in Alaska gefunden. Dieser Tage wäre das vielleicht keine schlechte Alternative zu den Alpen. (Andreas Danzer, 17.1.2022)