Das Spiel verbesserte bei einer Gruppe von Kindern Aufmerksamkeit, Genauigkeit und Geschwindigkeit beim Lesen (Symbolbild).
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Ob bei verschiedenen Videospielen die positiven oder negativen Eigenschaften überwiegen, wird mitunter heiß diskutiert und ist sicherlich stark vom jeweiligen Game und den Spielerinnen und Spielern abhängig. Gute Ergebnisse scheint ein Spiel zu erzielen, das von Forschenden der Universitäten Genf und Trient entwickelt wurde: In einem Experiment mit 151 italienischsprachigen Schülerinnen und Schülern testete das Forschungsteam den Effekt des Spiels. Der Auswertung zufolge verbessert es sowohl die Aufmerksamkeitsfähigkeit als auch sinnerfassendes und schnelles Lesen, wie das Team im Fachjournal "Nature Human Behaviour" berichtet.

In unterschiedlichen Minigames, die keine Leseleistung verlangen, soll dennoch die Lesefähigkeit verbessert werden.
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"Das Universum dieses Spiels ist eine alternative Welt, in der das Kind, begleitet von seinem Raku, einem fliegenden Wesen, verschiedene Missionen erfüllen muss, um Planeten zu retten und im Spiel voranzukommen", sagt Angela Pasqualotto von der Universität Trient. Das 2D-Actionspiel "Skies of Manawak" wurde konzipiert, um gezielt flüssiges Lesen zu trainieren – und das, ohne überhaupt geschriebenen Text zu beinhalten.

Hirnjogging im All

In verschiedenen Minigames geht es darum, den "Raku" beispielsweise durch einen Meteoritenschauer zu lotsen, sich an Symbolfolgen zu erinnern oder auf bestimmte Geräusche zu reagieren. Je nach Fähigkeitenniveau erhöht sich laufend der Schwierigkeitsgrad. Durch das Spiel werden gezielte Augenbewegungen und das Arbeitsgedächtnis geprüft und trainiert, die auch für flüssiges Lesen wichtig sind.

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Im Rahmen der Studie wurde getestet, ob diese Fähigkeiten tatsächlich verbessert wurden. Dafür teilte das Forschungsteam Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren in zwei Gruppen ein, die entweder das beschriebene "Skies of Manawak" spielten oder ein Kontrollspiel, das Kindern Programmieren beibringt und bei dem der Fokus auf Planung, logischem Denken und Problemlösung liegt.

Langanhaltende Verbesserung

Nach sechs Wochen Spieletraining mit zwei Stunden pro Woche war die Gruppe, die sich "Manawak" widmete, in Sachen Aufmerksamkeitskontrolle besser – im Vergleich mit der Kontrollgruppe um das Siebenfache. Auch die Geschwindigkeit und Genauigkeit beim Lesen von Texten waren wesentlich besser ausgeprägt. Diese Eigenschaften haben sich bei der Kontrollgruppe im Verlauf der Zeit nicht verändert. Sogar die Noten im Fach Italienisch fielen durch das Training mit den verschiedenen Minigames besser aus.

Bemerkenswert ist auch, dass die guten Fähigkeiten langanhaltend – nach sechs, zwölf und 18 Monaten wurde erneut getestet – erhalten blieben. Derart positive Resultate bewogen das Forschungsteam dazu, dass das Spiel auch in anderen Sprachen zur Verfügung gestellt werden soll. Geplant sind zunächst Versionen auf Deutsch und Französisch, mit entsprechenden Überprüfungsstudien, ob sich der nachhaltig vorteilhafte Effekt auch hier nachweisen lässt. Und Unterschiede sind gar nicht so abwegig – während Italienisch eine relativ transparente Sprache ist, bei der jeder Buchstabe ausgesprochen wird, ist dies etwa im Französischen in geringerem Ausmaß der Fall. (red, 17.1.2022)