Handynutzung zu Schlafenszeiten sowie die aktuelle Corona-Situation sorgen dafür, dass die Schlafprobleme bei Kindern und Jugendlichen zunehmen.

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Zu wenig Schlaf kann bei Kindern und Jugendlichen schwere Folgen zeitigen. Studien bringen die Schlafdauer in der Entwicklungsphase etwa mit der Fähigkeit, Emotionen zu regulieren, oder mit der Neigung zu Übergewicht in Zusammenhang. Stressempfinden und Depressionsrisiko werden höher. Bei Jugendlichen steigt die Gewaltbereitschaft, Drogenkonsum wird wahrscheinlicher. Es ist wenig überraschend, dass sich die Schlafqualität auch in der Lernleistung niederschlägt.

Handynutzung zu Schlafenszeiten sowie die aktuelle Corona-Situation sorgen dafür, dass die Schlafprobleme bei Kindern und Jugendlichen zunehmen. "In einer Umfrage bei Sechs- bis 18-Jährigen haben wir nahezu eine Verdoppelung der Schlafprobleme während der Pandemie feststellen können", erklärt Kerstin Hödlmoser vom Labor für Schlaf-, Kognitions- und Bewusstseinsforschung am Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften der Uni Salzburg.

Schlaf-Detektive

Hödlmoser und Kolleginnen setzen mit der Österreichischen Gesundheitskasse in der Steiermark ein Projekt zur schulischen Förderung in den Bereichen Schlaf und Gesundheit um. In Workshops, Aktionswochen und Lehrerfortbildungen wird Bewusstseinsbildung betrieben. Mittels eines eigenen, interaktiv gestalteten Jugendbuchs können die Schüler mehr über ihr Schlafverhalten herausfinden.

Im Rahmen des Projekts soll auch eine eigene Studie entstehen, berichtet Hödlmoser: "Schüler sollen wie Detektive mehr über ihren Schlaf herausfinden. Sie tragen Bewegungssensoren, die ihre Aktivität im Schlaf messen, und sie führen Schlafprotokolle." Eine Evaluierung zu Projektende soll zeigen, ob sich durch die Aufklärungsmaßnahmen die Schlafqualität der Probanden verbessert hat. Bei Erfolg soll die Aktion auf ganz Österreich ausgedehnt werden.

Was Eltern tun können

Hödlmoser hebt die Wichtigkeit einer Zu-Bett-geh-Routine hervor, mit der sich das Kind auf den Schlaf vorbereitet. "Das kann Zähneputzen und das Vorlesen eines Buchs sein. Zudem sollte man mit dem Kind über den abgelaufenen und den nächsten Tag sprechen: Was war heute gut? Auf was freust du dich morgen? Das wirkt dem Grübeln vor dem Einschlafen entgegen", erklärt die Forscherin.

Das Handy sollte möglichst keine Rolle mehr spielen. Eine Studie von Hödlmoser und Kollegen zeigt etwa, dass Blaulichtfilter am Handy die hormonellen Auswirkungen einer abendlichen Bildschirmzeit tatsächlich reduzieren. Mit Büchern können sie diesbezüglich aber dennoch nicht mithalten.

Das Hauptproblem, das Pandemie und Lockdowns mit sich brachte, sind unregelmäßige Tagesrhythmen. Hödlmoser: "Fehlende Tagesstrukturen, soziale Kontakte und Bewegung sind der Schlafqualität abträglich. Deshalb ist es auch so wichtig, den Schulbetrieb möglichst aufrechtzuerhalten." (Alois Pumhösel, 25.1.2022)