Planradar ermöglicht die lückenlose Dokumentation und Kommunikation aller Informationen und Aktivitäten bei einem Bauprojekt.

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Eine Software, mit der sich Baumängel dokumentieren und managen lassen – das war die Grundidee von Planradar, als das österreichische Proptech – damals noch unter dem Namen Defectradar – 2013 von Domagoj Dolinsek in Wien gegründet wurde. Neun Jahre später hat Planradar knapp 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 14.500 Kunden und 100.000 einzelne Nutzerinnen und Nutzer in 60 Ländern. Und längst wurde das Produkt weiterentwickelt hin zu einem Tool zur lückenlosen Dokumentation und Kommunikation aller Informationen und Aktivitäten bei einem Bauprojekt, beginnend beim Plan über die Errichtung bis zur späteren Verwaltung.

Etwa die Hälfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist noch in Wien situiert, der Rest in europäischen Tochtergesellschaften und Niederlassungen in London, Zagreb, Stockholm und weiteren acht Städten, sagten die beiden Geschäftsführer Sander van de Rijdt und Ibrahim Imam dem STANDARD.

60 Millionen Euro eingesammelt

Zur Finanzierung des eigenen Wachstums hatte Planradar schon 2020 in einer ersten Runde 30 Millionen Euro an Kapital eingesammelt. Und nun folgte der nächste Schritt: Soeben wurde eine weitere Finanzierungsrunde ("Series B") mit internationalen Investoren abgeschlossen, durch die dem Unternehmen mehr als 60 Millionen Euro an frischem Kapital zufließen. Mit dabei sind unter anderen die Risikokapitalgeber Insight Partners aus New York und Quadrille Capital aus Frankreich, aber auch bestehende Investoren wie Cavalry Ventures, Headline, Berliner Volksbank Ventures und der AWS-Gründerfonds beteiligten sich daran. Auch neue Kapitalgeber sind dabei, nämlich Proptech 1 aus Berlin, die österreichische Russmedia sowie GR Capital mit Sitz in London. Nach Abschluss der Finanzierungsrunde werden die Gründer des Unternehmens noch "knapp die Hälfte daran" besitzen, so die beiden Geschäftsführer.

Dolinsek macht Schritt zur Seite

Nicht mehr im Kreis der Geschäftsführung befindet sich übrigens Gründer Dolinsek. Er wurde in einer Gesellschafterversammlung Anfang Jänner formell abberufen, bleibt aber im Unternehmen und ist auch weiterhin mit 17 Prozent an Planradar beteiligt. Er zieht sich auf die Funktion eines Business-Entwicklers und Großkundenbetreuers zurück, sagt er dem STANDARD.

"Alle Gründer sind nach wie vor operativ tätig, und es ist auch nichts anderes in Zukunft geplant", betont auch eine Planradar-Sprecherin. Die Geschäftsführung liege bereits seit 2019 "faktisch bei den Co-CEOs Sander van de Rijdt und Ibrahim Imam, jetzt wurde hier auch formell nachgezogen, damit sich Domagoj Dolinsek voll und ganz auf die Betreuung unserer Lighthouse Customer und die Knüpfung strategischer Partnerschaften konzentrieren kann".

Amerika und Asien im Blick

Die beiden verbleibenden Geschäftsführer wollen mit dem frischen Geld die 2020 begonnene Expansion fortsetzen: Amerika und Asien nimmt man ins Visier. "Wir werden ein Headquarter in den USA aufbauen, von dem aus auch Niederlassungen in Mexiko City und São Paulo betreut werden", sagt van de Rijdt. Und ein zweites neues Headquarter werde sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten befinden, wobei von hier aus wiederum unter anderem Niederlassungen in Singapur und Sydney geplant sind.

Ausgebaut werden sollen aber auch die Investitionen in Forschung und Entwicklung. Dazu ist die Gründung eines neuen "Tech-Centers" geplant. Wo sich das befinden wird, und ob es überhaupt ein "On Sight"- oder nicht doch ein Remote-Tech-Center, also mehr oder weniger eine virtuelle Zusammenarbeit mehrerer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an unterschiedlichen Planradar-Standorten, das ist laut Imam noch nicht entschieden.

Alles in allem sollen mit der Expansion und dem Tech-Center im kommenden Jahr aber rund 200 neue Arbeitsplätze entstehen, so die beiden Geschäftsführer. (Martin Putschögl, 20.1.2022)