Viele Wohnungssuchende wünschen sich mehr Platz – besonders nach Corona.

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Ganz kurz dauerte die Atempause für den Wohnimmobilienmarkt mit dem ersten Corona-Lockdown 2020. Dann zog die Nachfrage nach Wohnraum in Ballungsräumen noch einmal deutlich an – und damit auch die Preise. Diese Dynamik, die auch durch die niedrigen Zinsen befeuert wird, wird sich in Wien heuer fortsetzen und – je nach Lage – ein Preisplus von 5,5 bis sieben Prozent ausmachen, ist man beim Maklerunternehmen EHL Immobilien überzeugt.

Aber auch im Mietsegment ist die Nachfrage mit den Lockdowns ordentlich gestiegen. "Der Wunsch nach Optimierung war groß", berichtete Karina Schunker, Wohnimmobilienexpertin bei EHL Immobilien, bei einem Pressegespräch am Dienstag. Besonders wichtig seien Menschen seit der Pandemie Freiflächen und größere Wohnungen, was sich auch auf die Konzeption künftiger Projekte auswirken werde.

Größere Wohnungen

Denn zuletzt lag der Fokus eher auf der Zwei-Zimmer-Wohnung. Schunker weiß aber aus Erfahrung, dass zuletzt Mietwohnungen mit drei oder vier Zimmern, in denen man eben nicht nur wohnen, sondern auch arbeiten kann, besonders gefragt waren.

Im Mietsegment rechnet Schunker heuer mit Mietanstiegen im Rahmen der Inflationsrate. Denn das Angebot in diesem Bereich ist groß – auch deshalb, weil seit einigen Jahren in Wien nicht nur Wohnungssuchende, sondern auch Investorinnen und Investoren auf der Suche nach Rendite unterwegs sind. Sie kaufen meist noch in Bau befindliche Projekte und bringen die Wohnungen nach der Fertigstellung in die Vermietung.

Ein positiver Nebeneffekt für Mieterinnen und Mieter: Um sich von der großen Konkurrenz am Markt abzuheben, steigt mittlerweile wieder die Befristungsdauer der Mietverträge. Zuletzt lagen diese bei mickrigen drei bis fünf Jahren. Nun würde man bei Befristungen wieder in Richtung sieben bis zehn Jahre gehen, berichtete Schunker. Mit der längeren Befristung gebe man Mieterinnen und Mietern Sicherheit, das werde sehr gut angenommen und sei ein wichtiger Faktor bei der Entscheidungsfindung für eine Wohnung.

Mehr Fertigstellungen

Beim Wohnungsneubau erwartet die Expertin nach einem Bewilligungsboom 2019 für heuer ein neues Hoch an Fertigstellungen. 19.700 Wohneinheiten könnten es heuer sein, 2021 waren es 17.400 und damit fast gleich viele wie 2020. Besonders viel gebaut wird, wenig überraschend, in den Flächenbezirken, Spitzenreiter ist der 22. Bezirk, gefolgt vom 21. und vom 10. Dafür wird ab 2023 mit deutlich weniger Fertigstellungen gerechnet. "Das wirkt sich natürlich auf die Preissituation aus", sagte Schunker.

Dabei bringen die Preise viele Wohnungssuchende jetzt schon ins Schwitzen: "Leistbares Eigentum" bewegt sich laut Schunker mittlerweile bei Quadratmeterpreisen von 5.000 Euro. Das beliebteste Preissegment sind Wohnungen um rund 300.000 Euro. Schunker führt die hohen Immobilienpreise auch auf die gestiegenen Baukosten und die hohen Grundstückspreise zurück. Überzogen seien diese Preise nicht, betont sie: In den Außenrandbezirken seien durchaus noch Wohnungen für Menschen mit geringerem Eigenkapital verfügbar. Bei den Preisen in den inneren Bezirken verweist sie auf andere europäische Metropolen, in denen es noch teurer sei.

Schlechte Neuigkeiten für Wohnungssuchende: Rückgänge bei den Preisen erwartet man in der Branche derzeit jedenfalls nicht. (zof, 18.1.2022)