Gehen ja, laufen nein: Das heißt es nach der Diagnose Herzmuskelentzündung.

Foto: kieferpix/istockphoto

Seine Corona-Infektion hat Alphonso Davies, Spieler beim FC Bayern München, zwar überstanden. Mit dem Sport muss er dennoch pausieren: Er hat eine leichte Herzmuskelentzündung, berichtete sein Trainer vor wenigen Tagen.

Klar ist bei einer solchen Diagnose: Der Kanadier wird länger ausfallen. Denn eine Myokarditis muss vollständig abheilen, bevor wieder an Training zu denken ist. Corona-spezifisch ist die Herzmuskelentzündung nicht. "Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine Virenerkrankung auch den Herzmuskel befällt", sagt Josef Niebauer, Vorstand des Salzburger Universitätsinstituts für präventive und rehabilitative Sportmedizin.

Als Folge einer Corona-Infektion ist eine Herzmuskelentzündung eher selten. Aus Studien weiß man, dass es etwa 0,6 Prozent der Athletinnen und Athleten trifft. Das sind viel weniger, als man zu Beginn der Pandemie in sportmedizinischen Kreisen befürchtet hat, räumt Niebauer ein. Damit liegt die Häufigkeit nicht über jener in der Normalbevölkerung. Die mediale Aufmerksamkeit ist aber weitaus größer, wenn es einen Profi wie Alphonso Davies erwischt.

Vernarbung des Herzmuskels

Im schlimmsten Fall kann eine nicht ausgeheilte Herzmuskelentzündung zu einer Vernarbung des Herzmuskels führen. Das wiederum kann sich, je nach Größe des betroffenen Areals, auch auf die Pumpfunktion des Muskels auswirken. Ein weiteres Risiko: Die Narbe kann auch eine Quelle für Herzrhythmusstörungen sein. Eine unentdeckte Herzmuskelentzündung steht bei jungen Menschen häufig hinter einem plötzlichen Herztod. Solche Todesfälle gibt es immer wieder auch bei Marathon-Großveranstaltungen.

Zu 90 Prozent betrifft das Männer. "Man ist sich nicht ganz sicher, warum", sagt Niebauer. Eine Erklärung könnte im tendenziell risikofreudigeren Verhalten von Männern liegen, oftmals sei es für Männer im Sport auch undenkbar, Schwäche zu zeigen. Und auch die Wahrnehmung des eigenen Körpers ist eine andere als bei Frauen. Das zeige sich auch darin, dass Männer seltener zu Vorsorgeuntersuchungen gehen als Frauen.

Bei der Diagnose Myokarditis lautet das Gebot der Stunde jedenfalls: Schonung. "Für Sportler ist das natürlich eine harte Nummer", sagt Niebauer. Wobei Schonung, wie er betont, nicht Bettruhe bedeutet. "Dinge des Alltags" wie etwa Spazierengehen kann und sollte man natürlich dennoch machen, solange die Herzfrequenz niedrig bleibt.

Ein halbes Jahr Pause

Im Normalfall dauert es gut ein halbes Jahr, bis man sich körperlich wieder richtig fordern darf. Bei Profis könnte es mit professioneller medizinischer Begleitung und mit engmaschigen Kontrollen aber auch den einen oder anderen Monat schneller gehen, sagt der Kardiologe. Die Freigabe kommt jedoch erst dann, wenn im bildgebenden Verfahren beim MRT keine Entzündung mehr zu sehen ist. "Aber bei einem Profi schaut man vielleicht früher nach", sagt Niebauer.

Grund zur Sorge sieht Niebauer für Hobbyathletinnen und -athleten nach einer überstandenen Corona-Infektion dennoch nicht. "Wenn man sich wieder fit fühlt und keine Einschränkungen bemerkt, kann man wieder mit einem lockeren Training beginnen", sagt er. "Und dann schauen, wie es läuft, und langsam steigern."

Sollte das Training sich aber nicht wie sonst anfühlen – etwa weil es zu Schwindel oder Atemnot kommt oder man gar merkt, dass das Herz stolpert –, sollte das medizinisch abgeklärt werden, rät Niebauer: "Durchtauchen ist da sicher ein Fehler." (Franziska Zoidl, 20.1.2022)