Sechs Frauen und fünf Männer gehen wieder ins Dschungelcamp von RTL. Dem Sieger oder der Siegerin winken die Krone und ein bisschen Ruhm. Von oben links: Eric Stehfest, Linda Nobat, Janina Youssefian, Filip Pavlović, Jasmin Herren, Lucas Cordalis (Update: Cordalis wurde nach der Einreise in Südafrika positiv auf Corona getestet, er ist bei er Dschungelshow vorerst nicht dabei), Tara Tabitha, Peter Althof, Harald Glööckler, Anouschka Renzi, Manuel Flickinger und Tina Ruland.

Foto: RTL

Hand aufs Herz, Finger weg vom Handy und von Google! Wer siegte im Vorjahr im australischen Dschungel und kam mit der Siegerkrone wieder heraus?

Keine Erinnerung mehr? Keine Sorge, das geht den meisten so.

Es war Filip Pavlović, ein 28-jähriger Reality-TV-Darsteller. Und er gewann auch nicht im Dschungel, denn der fiel ja Corona zum Opfer. Sondern bei Ich bin ein Star – Die große Dschungelshow, einem Ersatz, der im Studio in Nordrhein-Westfalen gedreht worden war.

Aber mit derlei öden Behelfsmitteln ist 2022 Schluss. Am Freitag geht es um 21.30 Uhr los, wieder live und in echter Natur. Danach ist eisern jeden Tag Dschungelzeit, bis zum großen Finale am 5. Februar.

Dennoch: Einiges wird anders sein bei dieser Staffel von Ich bin ein Star – holt mich hier raus, wie das Dschungelcamp ja eigentlich heißt. Corona hat RTL bei der gewohnten Location einen Strich durch die Rechnung gemacht. In den australischen Busch konnte man nicht.

Der Ausweichort liegt in Südafrika. Dort treibt das australische Dschungelcamp-Pendant I’m a Celebrity – Get Me Out of Here! schon seit 2015 seine Insassen zusammen. Nun greift RTL auf das Camp im Kruger-Nationalpark zurück.

Vorwitzige Paviane

Sorge, dass in Südafrika nicht genug Action geboten werden könnte, hat der lang dienende Dschungeldoktor Dr. Bob bereits in der Bild-Zeitung zu zerstreuen versucht: "Zusätzlich zu den Schlangen und Spinnen, die wir ja auch in Australien haben, kommen noch Skorpione dazu. Und sehr vorwitzige Affen, die sicher andauernd ins Camp kommen werden, wenn sie etwas zu essen suchen. Hier gibt es Paviane, die so groß wie Schäferhunde werden können. Und die sind für die Ranger auch schwer zu kontrollieren, weil sie in den Bäumen leben."

Wenn das mal nicht verheißungsvoll klingt. Die geneigten Zuseherinnen und Zuseher erwarten also Kämpfe ums Essen, wie man sie bisher vielleicht noch gar nicht gekannt hat. Als tierisches Motto hat RTL schon ausgegeben: "Löwe und Leopard statt Koala und Känguru." Ganz zu schweigen von den menschlichen Pavianen.

Neuerungen sind laut einer nicht repräsentativen Umfrage unter Fans des Trash-TV auch dringend nötig. Zu öde waren die Maden in den vergangenen Jahren oft serviert worden. Dem Dschungel geht es nicht anders als anderen zunächst aufsehenerregenden Formaten: Sie nutzen sich ab, vor der Glotze oder mittlerweile beim Streamen giert man nach immer neuen Tiefpunkten.

Im Land von Omikron

Man muss an dieser Stelle natürlich auch fragen, ob man das Dschungelcamp 2022 angesichts der immer noch währenden Pandemie nicht eher hätte abblasen sollen, statt die ganze Spaßmaschinerie in jenes Land zu verlegen, in dem Omikron entdeckt wurde.

RTL-Unterhaltungschef Markus Küttner hat eine klare Meinung. "Menschen wünschen sich gerade in dieser Pandemie Unterhaltung und Ablenkung. Diese Ablenkung ist jetzt neben Information wichtiger denn je. Deshalb versuchen wir, unsere großen Shows weiterhin umzusetzen und unserem Publikum mit der Dschungelshow Exotik und Sonne in die Wohnzimmer zaubern zu können", sagte er dem Medien-Branchendienst DWDL.

Problem Zeitverschiebung

Das größte Problem ist seinen Worten nach übrigens gar nicht Corona. Denn das deutsche Team und die südafrikanischen Crew würden ohnehin "vor Ort in einer Bubble leben und arbeiten".

Zur neuen Herausforderung werde die Zeitverschiebung beziehungsweise die kaum vorhandene Zeitverschiebung. Südafrika ist nur eine Stunde vorne. Das ist zwar für das bewährte Moderatorenteam Sonja Zietlow und Daniel Hartwig entspannter, weil sie für die Liveschaltungen nicht in aller Herrgottsfrüh aus dem Bett müssen. Aber es stellt den seit eineinhalb Jahrzehnten erprobten Rhythmus der Produktion hart auf die Probe.

Vor den Bildschirmen soll man dies allerdings nur in einem Punkt merken: Die Lästermäuler Zietlow und Hartwig werden ihre Zoten in der Dunkelheit absondern.

Apropos harte Probe. Erstmals wird RTL während einiger Sendungen daran erinnern, dass es, auch wenn das Lagerfeuer glimmt und die Maden sich kringeln, anderswo auf der Welt nicht so heiter zugeht. Der Blick auf die Camperinnen und Camper wird an acht Wochentagen durch die Nachrichtensendung RTL Direkt unterbrochen.

"Zuschauerzoff"

Der Sender hat ja im Jahr 2021 Jan Hofer und Pinar Atalay von der öffentlich-rechtlichen ARD abgeworben und möchte offenbar die Chance nutzen, um sein Infoangebot bekannter zu machen. "Da ist Zuschauerzoff garantiert", ahnt das Boulevardblatt Express aus Köln und warnt vor "Wutanfällen" durch "Show-Entzug". Im Umkehrschluss kann das eigentlich nur eines heißen: Die zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen noch mehr geben als in den Jahren zuvor.

Bereit dazu sind unter anderem die Schauspielerinnen Tina Ruland und Anouschka Renzi sowie der Designer Harald Glööckler, der auch schon den Wiener Opernball beehrte. Er hat die Haare meist sehr schön, will sich aber in Südafrika nicht lange mit Styling aufhalten und sagt: "Die Haare kann ich rauf und runter machen, im Dschungel brauche ich keine."

Österreich ist durch die 28-jährige Tara Tabitha vertreten. Sie erklärt ihre Überlebensstrategie so: "Für den Dschungel habe ich mir ein bisschen Speck angefuttert." Vorgestellt wird sie als "Reality-Star", was deutlich schmeichelhafter ist als die Bezeichnung, die RTL Teilnehmerin Janina Youssefian angedeihen ließ: "Teppichluder a. D." Dies deshalb, weil Youssefian vor 20 Jahren mal mit dem von RTL geschassten Deutschland sucht den Superstar-Moderator Dieter Bohlen in einem Teppichladen intime Momente teilte. Wie alt Show und man selbst geworden sind, zeigt sich übrigens am Teilnehmer Lucas Cordalis*. Er ist der Sohn von Costa Cordalis, der 2004 der erste Dschungelkönig war. (Birgit Baumann aus Berlin, 19.1.2022)

*Update: Cordalis nicht dabei

Am Mittwoch wurde bekannt, dass doch nur elf und nicht zwölf Personen in das Dschungelcamp einziehen. Bei Sänger Lucas Cordalis wurde bei einem PCR-Test nach der Einreise in Südafrika das Coronavirus nachgewiesen, er befindet sich seit dem Testergebnis in Selbstisolation. Ob der 54-Jährige zu einem späteren Zeitpunkt noch ins Camp einziehen wird, stehe noch nicht fest. (red, 19.1.2022)