Laut Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) liegen die heutigen Rekordzahlen "genau im Ziel".

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Wien – Die Corona-Variante Omikron befeuert weiter das Infektionsgeschehen in Österreich. Von Dienstag auf Mittwoch wurde ein neuer Höchststand von 27.677 Neuinfektionen vermeldet. Diese Zahl wurde am Nachmittag nach oben korrigiert, zunächst wurde von rund 1.000 Neuinfektionen weniger berichtet. Bisheriges Allzeit-Hoch war vor einer Woche mit 17.006 Fällen, als die Omikron-Welle an Fahrt aufnahm. Die genauen Zahlen aus dem Gesundheits- und Innenministerium ließen aufgrund von Datenbereinigungsarbeiten am Mittwoch zunächst noch auf sich warten.

Der derzeitige massive Anstieg zeichnete sich bereits bei den am Vormittag veröffentlichten Zahlen im Epidemiologischen Meldesystem (EMS) ab, wo von Dienstag auf Mittwoch zunächst 31.070 Neuinfektionen eingemeldet wurden. Allerdings handelte es sich dabei um Rohdaten, wie das Gesundheitsministerium am Mittwoch betonte. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) berichtete dann im Ministerrat von rund 30.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden, was ebenfalls etwas zu hoch gegriffen war.

80 Prozent mehr Neuinfektionen als Dienstag

Die genauen Mittwochszahlen waren erst nach am späten Nachmittag veröffentlicht worden. Tests von Sonntag oder Montagfrüh kämen oft erst Mittwoch in die Statistik, diese Woche kämen auch noch verspätete Schultestresultate hinzu, erläuterte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. Die Omikron-Welle entwickle sich "wie seit Dezember vorhergesagt", sagte der Simulationsforscher Niki Popper dem STANDARD. Nun gelte es, die Entwicklung bei den Hospitalisierungen "genau zu beobachten". Die Omikron-Welle werde ihren Gipfel bald erreichen. Die 27.677 Neuinfektionen sind jedoch auch für einen Mittwoch ein einsamer Rekord: Vorige Woche wies das EMS 18.427 Neuinfektionen aus, am Mittwoch davor 10.725.

"Das ist eine Hochschätzung", sagte Nehammer zuvor noch zu der von ihm vorgetragenen Schätzung von 30.000 Neuinfektionen. Man gehe aber auf jeden Fall von einer deutlichen Erhöhung im Vergleichszeitraum aus. "Die Pandemie ist nicht vorbei", betonte Nehammer. Die Höhe der derzeitigen Neuansteckungen sei eine "zuerst erschreckend hohe Zahl". Auf der anderen Seite würden die Berechnungen "genau im Ziel" liegen, weil die Omikron-Variante des Virus neu zu bewerten ist, auch hinsichtlich der Krankenhausbelegungen.

Deutliche Steigerung Mitte nächster Woche prognostiziert

Auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) betonte, dass die Belegzahlen in den Spitälern und den Intensivstationen in "keiner Weise" – auch nicht mit Verzögerung – "mit diesem steilen Anstieg (der Infektionen, Anm.) verbunden" sein würden. Auch müsse man die hohe Anzahl der Tests berücksichtigen, sagte er. Daten zu der Anzahl der Testungen gab es noch nicht.

Das Covid-Prognosekonsortium lag jedoch erneut richtig mit seinen vorausgesagten Zahlen für diese Woche. Als Mittelwert wurden von den Experten für heute 24.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden angenommen, als Obergrenze waren 32.000 neue Fälle avisiert. Ab Mitte nächster Woche drohen über 40.000 Neuansteckungen pro Tag, heißt es in der jüngsten Veröffentlichung.

Spitalsbelastung wird wohl zunehmen

Das Covid-Prognosekonsortium geht auch davon aus, dass die Spitalsbelastung wieder zunehmen wird. Expertinnen und Experten hatten bereits im Vorfeld davor gewarnt, dass Omikron aber eher die Normalstationen als die Intensivstationen belasten würde. Wie die Spitalsbelegung derzeit aussieht, ist noch unklar, zuletzt landeten Omikron-Patientinnen und -Patienten aber nicht mehr so häufig auf den Intensivstationen.

"Derzeit ist es, was Covid-19 angeht, völlig entspannt", sagte der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (Ögari) Walter Hasibeder im Ö1-"Mittagsjournal". Valide Daten zu Omikron und der Spitalsauslastung gebe es allerdings noch nicht. Grund könnte auch sein, dass viele ohne ihr Wissen bereits infiziert waren, und deshalb eine gewisse Grundimmunisierung bestehe. Bis zum Dienstag haben laut den Daten des E-Impfpasses 75 Prozent bzw. 6.702.600 Personen zumindest eine Impfung erhalten. 6.415.025 Menschen und somit 71,8 Prozent der Österreicher verfügen über einen gültigen Impfschutz.

Vierter Stich nicht breit empfohlen

"Derzeit lautet eine klare Empfehlung des Nationalen Impfgremiums, dass frühesten sechs Monate nach dem Booster-Shot eine vierte Impfung notwendig ist", sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) Dienstagabend in der ORF-Sendung "Report". "Das wird derzeit generell nicht breit empfohlen, den vierten Stich zu holen. Das ist eine Sache des Lernens. Wir erforschen das Virus, wir erforschen die Impfstoffe, wir schauen, wie lange hält die Immunität nach dem Booster-Shot", meinte der Minister. Zudem gebe es dazu international noch relativ wenig Daten. "Das heißt, wir haben im Gesetz auch vorgeschrieben, dass das Nationale Impfgremium diese Impfintervalle nach Evidenz festlegt, und die gelten dann."

Was die Impfung betrifft, geht auch der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) davon aus, dass aufgrund weiterer Mutationen auch weitere Impfungen nötig sein könnten. "Das wird vermutlich so werden wie bei der Grippe", stellte der Landeshauptmann am Rande einer Pressekonferenz am Mittwoch fest. (APA, red 19.1.2022)