In Wien gibt es drei Pizzerien, die seinen Namen tragen. Auch im niederösterreichischen Purgstall an der Erlauf wird man fündig – oder weiter westlich in der Tiroler Marktgemeinde Reutte. Das zeigt, dass Al Capone auch 75 Jahre nach seinem Tod in aller Munde ist. Der vielleicht berühmteste Gangster aller Zeiten war nicht nur mächtig, brutal und skrupellos – er fiel auch durch seinen Modegeschmack und sein gutes Verhältnis zur Presse auf. Nicht wenige bezeichneten ihn als Popstar der Unterwelt.

Alphonse Gabriel Capone wurde am 17. Jänner 1899 im New Yorker Stadtteil Brooklyn als eines von zehn Kindern neapolitanischer Einwanderer geboren. Bereits als Jugendlicher startete er seine kriminelle Karriere. Beim italienischen Mobster Francesco Ioele, besser bekannt als Frankie Yale, ging er mehr oder weniger in die Lehre. Konnte er anfangs in Yales Hauptquartier Einblick in organisiertes Verbrechen erhalten, wurde er später auch entsandt, um Schutzgelder bei Ladenbesitzern zu erpressen. Capone schreckte dabei vor nichts zurück. In dieser Zeit beging er auch seinen ersten Mord.

Al Capone war bei Presse und Bevölkerung beliebt – zumindest eine Zeitlang.
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Aus seinen Jugendjahren stammt auch Capones wohl bekanntester und von ihm meistgehasster Spitzname: Scarface, zu Deutsch Narbengesicht. Im Streit um die Schwester eines anderen Gangsters zog dieser Capone ein Messer übers Gesicht.

Flucht nach Chicago

Ein Konflikt mit einem anderen Berufskollegen sorgte dafür, dass Capone mit 20 Jahren nach Chicago ging. Der nämlich verletzte einen irischen Gangster so schwer, dass dessen Gang sich auf die Suche nach "Scarface" machte. Um eine Eskalation zu verhindern, schickte Frankie Yale seinen Untergebenen gen Westen.

Dort startete Capone dann so richtig durch, begünstigt auch durch die Prohibition, die in den USA von 1920 bis 1933 gelten sollte. Mit Alkoholschmuggel, Glücksspiel und Prostitution wurde er reich, und vor allem Ersteres machte ihn auch beliebt bei der Bevölkerung. Nicht wenig von dem Geld nutzte er, um Politik, Polizei und Justiz zu schmieren, sodass ihm von dieser Seite keine Gefahr drohte.

Oper, gutes Essen, elegante Kleidung

Gegen andere Chicagoer Banden ging er äußerst brutal vor, um die Kontrolle über die Unterwelt zu behalten. Geschätzt wird, dass er für rund 200 Tote in den dortigen Bandenkriegen verantwortlich war. In der Öffentlichkeit aber zeigte er sich stets höflich, er kleidete sich elegant, speiste in den nobelsten Restaurants und ging in die Oper. Kam er in Kontakt mit der Presse, setzte er sein überzeugendstes Lächeln auf und war nie um einen guten Spruch verlegen. Berühmt ist unter anderem seine Antwort auf die Frage, ob er ein Alkoholschmuggler sei: "Klar! Und ein paar unserer besten Richter trinken mein Zeug."

Er schaffte es sogar auf das Cover des "Time"-Magazins.
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Ende der 1920er-Jahre wurde der Druck vonseiten der Behörden auf Capone höher und höher, trotz all der Schmiergelder. Dazu beigetragen hat auch das sogenannte Valentinstag-Massaker am 14. Februar 1929, bei dem zahlreiche Mitglieder einer rivalisierenden Bande ermordet wurden und das wohl von Capone in Auftrag gegeben wurde. Es war ein Ereignis, mit dem Capone eine Grenze überschritten hatte.

"Staatsfeind Nummer eins"

Nur kurze Zeit später wurde Capone wegen Waffenbesitzes festgenommen und musste zehn Monate ins Gefängnis. Von dort konnte er seine Geschäfte weiterführen, doch es sollte für ihn nie wieder wie früher sein. Er landete auf Platz eins der Liste der "öffentlichen Feinde" Chicagos und galt damit quasi als "Staatsfeind Nummer eins". Die Behörden erhöhten den Druck, was Capone mehr als einmal öffentlich kritisierte: "Immer, wenn ein Bub vom Dreirad fällt, eine schwarze Katze graue Junge bekommt, sich jemand den Zeh stößt, Mord oder Feuer ist oder die Marines in Nicaragua landen, schreien alle 'Verhaftet Capone!'."

1930 wurde er viermal von der Polizei festgehalten, auch den Rückhalt in der Bevölkerung verlor er. Doch stichhaltige Beweise für seine kriminellen Aktivitäten bekam die Staatsanwaltschaft nie in die Hände. Und so wurde man seiner über Umwege habhaft: Das viele Geld, das der Mobster angehäuft hatte, wurde nie versteuert. Und so wurde er wegen Steuerhinterziehung angeklagt und am 17. Oktober 1931 zu elf Jahren Gefängnis verurteilt. Den Prozess hatte Capone nie richtig ernst genommen und sich selbst verteidigt.

Polizeifoto von Al Capone. Schließlich schafften es die Behörden doch, ihn ins Gefängnis zu verfrachten.
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Nach der Zeit in Haft, die er unter anderem auf Alcatraz verbrachte, wurde Capone 1939 vorzeitig entlassen. Von seinem Lächeln, seinen Sprüchen, seinem charismatischen Auftreten war nichts mehr da: Syphilis hatte ihn zum Pflegefall gemacht. Mit Ehefrau Mae zog er sich in seine Villa in Miami zurück, bis er vor genau 75 Jahren am 25. Jänner 1947 an einer Lungenentzündung starb.

Von Robert De Niro dargestellt

Zurück bleiben Enkelkinder, die ihm sein einziges Kind Sonny schenkte und die ihn als liebevollen und warmherzigen Opa in Erinnerung haben. Thematisiert wird Al Capones Gangsterkarriere auch in zahlreichen Filmen wie im oscarprämierten Werk "Die Unbestechlichen", in dem niemand Geringerer als Robert De Niro den Mobster mimte. Und natürlich bleiben auch seine zahlreichen Sprüche in Erinnerung, so wie dieser hier: "Mit einem freundlichen Wort und einer Waffe erreicht man mehr als mit einem freundlichen Wort allein." (Kim Son Hoang, 25.1.2022)