Sollte Elon Musk die "New York Times" lesen, so dürfte er über eine Anzeige am vergangenen Sonntag wohl wenig erfreut gewesen sein. "Sei kein Crashtest-Dummy für Tesla" stand auf einer ganzseitigen Einschaltung in dicken Lettern geschrieben, bebildert mit einem Auto, das auf zwei Stunt-Puppen zurast.

Und weiter: Teslas "Full Self Driving"-System (FSD) sei die "schlechteste Software, die jemals von einem Fortune-500-Unternehmen verkauft worden ist. Menschen sind tausendmal besser beim Fahren." Platziert wurde das wohl nicht ganz günstige Inserat von Dan O’Dowd im Namen des Dawn Project, das gegen Teslas Programm und die Versprechungen von Firmenchef Elon Musk kampagnisiert.

Foto: Dawn Project

Zulieferer für BMW und Co

Freilich dient die Aktion auch O’Dowds eigenen Interessen. Er ist CEO von Green Hills Software. Das Unternehmen entwickelt Betriebssysteme für Autohersteller und Luftfahrtunternehmen, arbeitet also immer wieder mit Tesla-Konkurrenten zusammen. Zuletzt war man für BMW bei der Umsetzung des elektrischen Sportwagens iX tätig.

Dieser Aspekt sorgte auch umgehend für Kritik an O’Dowds Vorgehen. "Es wäre nur fair und ehrlich, wenn Sie bekanntgeben, von welchen Tesla-Konkurrenten Ihre Firma Geld erhält", kommentiert Tesla-Investor Dave Lee auf Twitter.

FSD wird von Tesla mit einer kleinen Gruppe von Fahrern getestet und soll künftig einmal komplett das Steuer übernehmen können. Das Feature steht in der Kritik, Musk wird ob der Möglichkeiten dieses Systems übertriebenes Marketing vorgeworfen, ähnlich wie auch beim limitierteren Autopilot. Teilnehmer des Betatests sind angewiesen, stets auf den Verkehr zu achten, da FSD momentan noch nicht vollautonom funktioniert.

Berichte über Probleme und gefährliche Vorfälle haben dazu geführt, dass das California Department of Motor Vehicles eine Untersuchung eingeleitet hat und erwägt, die Ausnahmegenehmigung für den FSD-Test zu widerrufen. Tesla selbst machte kürzlich Schlagzeilen damit, weil es den Preis für ein Upgrade vom Autopilot auf FSD von 10.000 auf 12.000 Dollar anhob.

Musk sauer

Firmenchef Musk scheint jedenfalls beleidigt wegen des Inserats von O’Dowd zu sein. "Green Hills Software ist ein Haufen Müll. Linux ftw! (for the win, Anm.)", fällt seine Reaktion aus.

O’Dowd sieht sich gegenüber Fox Business aber als qualifiziert an, über Teslas Software zu urteilen. Denn andere Anbieter "nehmen (die Produkte ihrer Konkurrenten, Anm.) auseinander und finden heraus, was sie richtig machen und was sie falsch machen. Sie wissen es besser und sagen es einem. Der Verkäufer selbst wird dir solche Dinge nie verraten." (gpi, 19.1.2022)