Zahlungen innerhalb Europas einheitlich abwickeln. Das ist die Idee hinter EPI. Doch dem Projekt laufen immer mehr Banken davon.

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Zahlungsdienstleister und Banken aus sieben europäischen Ländern haben sich 2020 zusammengeschlossen, um eine Infrastruktur zu etablieren, die einen einheitlichen europäischen Zahlungsverkehr abwickeln kann. Die European Payments Initiative (EPI) wird von der Europäischen Zentralbank (EZB) und der EU-Kommission unterstützt. Ziel der EPI ist, sich gegen große US-Konzerne wie Mastercard, Visa oder Paypal zu stellen.

Doch immer mehr Banken springen von dem Projekt ab. Der Aufwand und der mögliche Ertrag stünden für viele Institute nun nicht mehr im Einklang. Prominentestes Beispiel ist die deutsche Commerzbank, die ihre Teilnahme am EPI nun abgesagt hat. "Die verbliebene Reichweite und relativ hohe Anfangsinvestitionen stehen nicht mehr im Einklang – damit sind wesentliche Voraussetzungen für eine strategische Investition nicht gegeben", begründete ein Sprecher der Commerzbank den Schritt.

Auch die genossenschaftliche DZ Bank ist laut Informationen vom Handelsblatt nicht mehr an Bord. Das wiegt in Summe insofern schwer, als die Genossenschaftsbank rund ein Drittel des deutschen Bankensektors abdeckt.

Zweifel in Spanien

Auch in Spanien sind die Hoffnungen in das Projekt EPI gesunken. Ursprünglich hatten 15 Institute ihre Teilnahme bekundet. Doch mittlerweile soll nur noch die Bank Santander an der Initiative festhalten wollen. Spanische Medien berichten davon, dass es bei BBVA und Caixabank große Zweifel gebe, Sabadell und Bankinter wollten ebenfalls nicht mehr an dem Projekt teilnehmen. Für die verbleibenden Projektpartner sind das freilich schlechte Nachrichten, denn die entstehenden Kosten verteilen sich damit auf weit weniger Partner als anfangs gedacht. Bis 2026 kalkulierten die Beteiligten Investitionen in der Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro.

Schon rund um den Jahreswechsel wurden Stimmen laut, wonach mehrere Geldhäuser bei dem Projekt auf die Bremse treten würden. An der EPI-Interimsgesellschaft mit Sitz in Brüssel waren 31 Banken und zwei Zahlungsdienstleister beteiligt. Nun sollen nur noch zehn Geldhäuser hinter dem Projekt stehen, acht sollen schon fix abgesagt haben. Das Projekt steht in Summe also mittlerweile auf wackeligen Beinen.

Eigene Karte geplant

Um den Zahlungsverkehr innerhalb von Europa einheitlich abzuwickeln, ist auch geplant, eine EPI-Karte einzuführen, die die derzeit dreizehn in Europa etablierten Kartensysteme ablösen soll.

In Summe ist der Druck auf den Zahlungsverkehr groß. Bei Kreditkarten etwa sind die US-Konzerne Mastercard und Visa in der EU bereits dominierend. Auch bei digitalen Zahlungen ist der Markt stark geprägt von US-Anbietern wie Apple Pay oder Paypal. Hinzu kommt, dass einige Länder – etwa Spanien – zuletzt viel investiert haben, um eigene Systeme (etwa Handy-zu-Handy-Bezahlung) aufzubauen. (bpf, 20.1.2022)