Frank Hensel hat den Aufsichtsratsvorsitz bei der republikeigenen "Wiener Zeitung" zurückgelegt.

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Wien – Frank Hensel (63), ehemaliger Rewe-Manager und Präsident des Fußballklubs Austria Wien, hat sich zum Jahreswechsel aus dem Aufsichtsrat der republikeigenen "Wiener Zeitung" zurückgezogen. Hensel führte den Vorsitz in dem Tageszeitungsverlag mit zu klärender Zukunft.

Im ressortzuständigen Bundeskanzleramt bestätigt man auf STANDARD-Anfrage den Rückzug. Hensel wollte sich auf Anfrage nicht zu seinem Abschied von dem staatlichen Medienunternehmen äußern, es gebe keinen Anlass dazu. Intern soll Hensel den Rückzug mit persönlichen Gründen erklärt haben.

Den Vorsitz im Aufsichtsrat übernimmt damit, vorerst jedenfalls, der stellvertretende Vorsitzende, der für die ÖVP und einige, auch ehemalige ÖVP-Politiker tätige Rechtsanwalt Werner Suppan. Über eine Nachfolgeregelung äußerte man sich bisher im Bundeskanzleramt nicht. Der Aufsichtsrat tage das nächste Mal im März, da sei das Thema.

Wichtigste Einnahmequelle abgedreht

Der "Wiener Zeitung" und der Wiener Zeitung GmbH steht, wie vielfach berichtet, ein Wegfall ihrer wichtigsten Einnahmequelle bevor: Rund zwei Drittel des Umsatzes (unter 20 Millionen Euro) bringen bisher Pflichtinserate von Unternehmen, insbesondere börsennotierten. Sie sollen nach bisherigen Ankündigungen mit 2023 wegfallen.

Bisherige Konzepte für die Wiener Zeitung GmbH sehen etwa eine künftige Rolle als Content-Agentur des Bundes, als Lehrredaktion, also digitale Plattform für Wirtschafts- und Unternehmensinformationen, vor.

Die Fortführung als Tageszeitung und ihre Finanzierung galten seit dem geplanten Ablaufdatum für Pflichtinserate als fraglich. Eine private industrienahe Forschungsgruppe äußerte Interesse, bei dem Zeitungsunternehmen einzusteigen. Ein anderer Interessent – Medienmanager Markus Posset – äußerte sich 2021 kritisch über Hensels Tätigkeit als Aufsichtsratsvorsitzender bei der Ausarbeitung von Zukunftskonzepten, Hensel wies die Kritik zurück.

Hensel wurde mit 13. Juli 2017 als Aufsichtsratsvorsitzender der Wiener Zeitung GmbH und der Wiener Zeitung Digitale Publikationen GmbH im Firmenbuch eingetragen, also noch unter Kanzler Christian Kern und Medienminister Thomas Drozda (beide SPÖ). (fid, 20.1.2022)