Insgesamt fühlen sich 40 Prozent der Studierenden durch die Pandemie stark oder sehr stark in ihrer Studienleistung beeinträchtigt.

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Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Studierenden stuft ihren psychischen Gesundheitszustand als weniger gut bis schlecht ein. Nur einer von zehn beschreibt die eigene mentale Gesundheit als "sehr gut". Das ist das Ergebnis des neuen Mental-Health-Barometers, für das mehr als 2.000 Studierende in Deutschland und Österreich befragt wurden. Durchgeführt wurde die Umfrage gemeinsam von Studo, einer Service-App für Studierende, und Instahelp, einer Onlineplattform für psychologische Beratung.

Auch die Lebensqualität der Befragten leidet aktuell und wird von einem Großteil (82 Prozent) als mittelmäßig bis sehr schlecht eingestuft. Laut der Umfrage zeige sich: Je schlechter die psychische Gesundheit eingeschätzt wird, desto schlechter wird auch die Lebensqualität bewertet. Trotz der starken Betroffenheit nehmen sieben von zehn Befragten (72 Prozent) mentale Gesundheit nach wie vor als Tabuthema in der Gesellschaft wahr.

Einfluss der Pandemie

Insgesamt fühlen sich 40 Prozent der Studierenden durch die Pandemie stark oder sehr stark in ihrer Studienleistung, zum Beispiel beim Absolvieren von Prüfungen, beeinträchtigt. Besonders belastend sind für die Hälfte die Überforderung beziehungsweise der Arbeitsaufwand im Studium. Hinzu kommen für jeweils 35 Prozent ein Mangel an sozialen Kontakten sowie psychische Probleme. Als weitere Belastungsfaktoren wurden Prüfungen (32 Prozent) und Einsamkeit (30 Prozent) genannt.

Für drei Viertel der Studierenden sind körperliche und mentale Gesundheit gleich wichtig. Trotzdem nehmen sie sich durchschnittlich nur bis zu einer Stunde pro Woche für ihre mentale Gesundheit Zeit – zum Beispiel in Form von Meditation oder Gesprächen. Für ihre körperliche und ihre soziale Gesundheit wenden sie hingegen deutlich mehr Zeit auf – zwischen zwei und fünf Stunden pro Woche.

Grenzen der Selbsthilfe

Bei psychischen Problemen wenden sich Studierende laut der Umfrage im ersten Schritt an Freunde und Familie oder vertrauen auf Selbsthilfe, zum Beispiel Recherche im Internet oder in Büchern. Dennoch sehen die Befragten in professioneller Unterstützung wie psychologischer Beratung die bevorzugte Lösung – vorausgesetzt, sie wäre kostenlos. 85 Prozent geben an, unbedingt oder zumindest manchmal professionelle Unterstützung bei mentalen Herausforderungen wie Stress in Anspruch nehmen zu wollen. Nur 13 Prozent glauben, dies nicht zu brauchen.

"Es ist alarmierend, dass Studierende psychisch belastet sind, aber nicht wissen, wie sie sich um ihre mentale Gesundheit kümmern können. Wir brauchen, wie in den Bereichen Ernährung und Fitness, nun eine verstärkte Bewusstseinsbildung für Mental Health. Der Hilferuf nach professioneller Unterstützung ist nach den Corona-Jahren laut, aber diese muss leistbar sein", sagt Instahelp-Geschäftsführerin Bernadette Frech. Es sei zwar ein gutes Zeichen, dass unter Studierenden physische und psychische Gesundheit bereits denselben Stellenwert haben. Dennoch sei mentale Gesundheit immer noch ein Tabu, das laut Frech mehr Bewusstseinsbildung notwendig mache. (red, 20.1.2022)