Steigende Mieten, Wohnknappheit und Flächenverbrauch: Während das Wohnen in Städten für einige Menschen immer schwerer leistbar wird, investieren diejenigen, die genug finanzielle Mittel haben, bereits in neuerrichtete Luxusapartments. Auch die Nachfrage nach Grundstücken in den wachsenden Speckgürteln scheint ungebrochen, der Traum vom Einfamilienhaus am Stadtrand nach wie vor groß. Das führt jedoch dazu, dass mehr Boden versiegelt wird und die CO2-Emissionen steigen, warnen Umweltschützer.

Christine Hannemann, Wohnsoziologin an der Universität Stuttgart, hält von dieser Entwicklung wenig. "Aus sozialen und ökologischen Aspekten ist das Eigenheim ein auslaufendes Wohnideal", sagt Hannemann im Podcast-Gespräch. Für viele Menschen sei es zunehmend schwierig, sich überhaupt ein Eigenheim zu leisten. Gleichzeitig würden immer mehr junge Menschen Einfamilienhäuser ablehnen, um sich ihre beruflichen Optionen offenzuhalten.

Statt neuer Verbauung brauche es künftig eine Baupolitik, die am Gemeinwohlgedanken ausgerichtet ist, sagt Hannemann. Um zudem besser mit dem demografischen Wandel umgehen zu können, plädiert die Expertin für neue Wohnkonzepte wie Genossenschaftsprojekte, Mehrgenerationenhäuser, platzsparendere Wohnungen und geteilte Apartments. Außerdem spricht sie darüber, wie diese Wohnkonzepte auch auf dem Land funktionieren können. (Jakob Pallinger, 21.1.2022)

Christine Hannemann wurde in Berlin geboren, studierte dann Soziologie und ist heute Architektur- und Wohnsoziologin an der Universität Stuttgart. Dort forscht sie unter anderem zum Wandel des Wohnens und zu Stadtentwicklung und Raumplanung.
Foto: Martin Stollberg