Eines muss man dem Bildungsministerium lassen: Es hat ein Problem richtig erkannt. Nämlich dass in den Kindergärten noch immer viel zu wenige Männer für die Erziehung kleiner Kinder zuständig sind. Dass sich in Österreich fast nur Frauen beruflich um Kindergartenkinder kümmern, hat eine Reihe negativer Folgen: Buben fehlen Vorbilder, die ihnen ein vernünftiges Männlichkeitsbild vorleben. Und die Kleinen lernen, dass Care-Arbeit weiblich ist, und setzen das oft im eigenen Familienleben so um.

Das Gehalt von Elementarpädagoginnen entspricht nicht der gesellschaftlichen Bedeutung ihres Jobs.
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Wie das Ministerium das Thema angeht, offenbart aber den grotesk niedrigen Stellenwert der Elementarpädagogik in Österreich: Die Aufnahmetests für angehende Kindergärtnerinnen und Kindergärtner sollen gelockert werden. Wer sich um kleine Kinder kümmern will, muss künftig nicht mehr im Rhythmus klatschen, zeichnen oder turnen können. So soll für mehr Diversität – sprich: mehr Männer – gesorgt werden.

Doch die Regierung sollte die Standards in der Kindergartenpädagogik nicht senken, sondern heben. Auf die Idee, die Attraktivität der Elementarpädagogik als Beruf zu steigern, kommt man offenbar nicht. Das Gehalt der Pädagoginnen und Pädagogen entspricht nicht der gesellschaftlichen Bedeutung ihres Jobs. Kindergärten sind eine wichtige Bildungseinrichtung, sie sollten auch so behandelt werden.

Und die Erfahrung hat gezeigt: Wenn Frauenberufe ordentlich bezahlt werden, werden sie auch für Männer interessant. (Sebastian Fellner, 21.1.2022)