Es wäre sehr schön, wenn man informationshältige Benennungen auf Büchern öfters zu lesen bekäme.

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Möglicherweise zählen auch Sie zu den Leuten, deren täglicher Lektürebedarf nicht mit 25 Tweets abgedeckt ist und die daher gelegentlich zu Büchern greifen. Dann kennen Sie vielleicht sogar die Reihe "für Dummies". "Dummie" (englisch "Dummy") kann durchaus "Dummkopf" meinen, steht aber auch für Individuen, die von einer Sache keinen Tau haben, unbeleckt sind, bei null anfangen.

Eine Buchreihe "für Dummies" gibt dem Käufer jedenfalls gleich mithilfe ihres Titels die wertvolle Information an die Hand, dass ihm keine Überforderung droht. Auf Seite eins von Mathematik für Dummies wird man sicher nichts über Gleichungen vierten Grades erfahren oder über die elegantesten Arten, Infinitesimalrechnungen zu lösen. Höchstens etwas über das Addieren einstelliger Zahlen und das kleine Einmaleins.

Koffer und Vollkoffer

Es wäre sehr schön, wenn man solche informationshältigen Benennungen öfters zu lesen bekäme. So böte sich für Leute, die sich noch dümmer fühlen als nur ein Dummie, eine Reihe "für Koffer" an, also etwa "Sex für Koffer" (bei fetzendepperten Leserinnen und Lesern logischerweise: "Sex für Vollkoffer"). Wäre sicher ein Erfolgsrezept. Wenn Gernot Blümel zur Feier seines Einzugs in die Superfund-Chefetage einen Ratgeber "Geldanlage für Koffer" schriebe, ich kaufert den auf der Stelle.

Präzise Bezeichnungen wären auch nötig, um politisch unkorrekten Fehlleistungen vorzubeugen. Wer hat das Buch geschrieben, wer übersetzt? Frau? Mann? People of Color? Binär? Nonbinär? Trans? Über oder unter dreißig? Das sollte aus der Titelage hervorgehen.

Ich gestehe schamrot ein, dass ich schon Bücher von Simone de Beauvoir und Mithu Sanyal gelesen habe, nur um nachträglich draufzukommen, dass es sich bei den Autoren um Frauen handelt! Sie zu lesen war ein Akt der geschlechtlichen Appropriation, für den ich nachträglich um Verzeihung bitte. Künftig werde ich mir ausschließlich Buchreihen zu Gemüte führen, aus deren Titel hervorgeht, dass sie sich an weiße alte Männer mit westösterreichischem Migrationshintergrund wenden. Großes Leserehrenwort!

Noch eine Buchreihe, die uns fehlt: "Die kleinen braunen Begleiter". Der FPÖ-Mann und Mein Kampf-Leser Josef Gschwandegger wäre ein idealer Herausgeber. Lektüre für alles, was extrem rechts dreht, und für die allerdümmsten Dummies natürlich. (Christoph Winder, 23.1.2022)