In zwei Jahren wird Leo 47 Jahre lang als Radio- und Fernsehmechaniker gearbeitet haben, dann wird er die Kabel und Stecker hinhauen.
Foto: Manfred Rebhandl

Leo ist 60, es geht ihm gut. Ich treffe ihn in seinem Reparaturgeschäft im 15. Bezirk, wo er mir einen Sharp-Ghettoblaster GFA1H für Musikkassetten mit abnehmbaren Boxen verkauft, sehr guter Sound, "die 80er-Jahre waren eine super Zeit". So ein Gerät steht bei ihm oft monatelang in der Auslage, sagt er, dann kommen plötzlich fünf Leute auf einmal und wollen es haben. "Sie gehen daran vorbei und schauen, schauen, schauen, dann schlagen sie zu."

Und weil wir schon dabei sind, nehme ich auch gleich einen Plattenspieler mit altem DIN-Stecker mit. "Was glauben Sie, was ich mitmach mit Leuten, wenn die zu Hause ihre restaurierten Geräte mit einem Cinch-Stecker anhängen wollen?" Gerade hat er ein altes Kapsch-Radio, wieder zum Laufen gebracht, inklusive des "Magischen Auges": eine spezielle Elektronenröhre, welche die Stärke eines Signals nach dem Prinzip der Bargraph-Anzeige als Leuchtbalken anzeigt.

In zwei Jahren wird Leo 47 Jahre lang als Radio- und Fernsehmechaniker gearbeitet haben, dann wird er die Kabel und Stecker hinhauen. Begonnen hat er in der Lehrwerkstätte von Philipps in Purkersdorf draußen, später arbeitete er in Wien-Landstraße, dann wurde das Werk in den 23. in die Gutheil-Schoder-Gasse übersiedelt.

"Eine Lehre bei Philipps war das Nonplusultra, 300 haben sich beworben, 20 oder 24 wurden genommen, es gab drei Aufnahmeprüfungen." Bei Philips blieb er bis 2002, dann war die Zeit der Röhrenfernseher und Videorekorder vorbei und das Werk erledigt, zwei Jahre später war auch die Elektronikfabrik geschlossen. "Die haben punktgenau zugedreht", sagt Leo. (Manfred Rebhandl, 22.1.2022)