Der Begriff Smart Home ist in letzter Zeit regelrecht zu einer Modeerscheinung geworden. Während er in seinem Ursprung die Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität durch beispielsweise automatisierte Abläufe bedeutete, reicht es heute, eine spezielle Glühbirne in die Lampe zu schrauben, die es erlaubt, das Licht per Spracheingabe aus- und einzuschalten. Schon ist man smart in seinem Home.

Wie es richtig beziehungsweise auch wieder falsch geht, wenn Sie mich fragen, zeigt ein Tiktok-Trend aus Asien, hauptsächlich aus Südkorea. Hier stellen junge Frauen ihre Wohnungen vor. Und in denen ist wirklich alles smart.

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Getty Images

In den wenigsten Fällen öffnet die Protagonistin ihre Wohnungstür noch per Klinke – meist ist ein digitales Schloss mit Fingerabdruckerkennung angebracht. Kaum ist der Flur betreten, kommen die Schuhe in ein Kastl, das die gerade getragenen Treter brav entlüftet, saubermacht und wahrscheinlich auch mit Duft besprüht.

Bevor es ans Essenmachen geht, werden Fleisch und Gemüse zusammen mit einem blauen Ding, das wie eine Granate aussieht, in ein Wasserbecken gelegt. Wahrscheinlich, um das Ganze zu reinigen. Wie? Keine Ahnung.

Nachtkastl mit Tresor und Handylader

Während die Granate das Gemüse säubert, schrubben die Damen ihre eh schon blitzblanken Wohnungen und werfen ihren Mist in den Kübel, der automatisch die Säcke zusammenknotet, wenn sie voll sind. Darüber hinaus gibt es tragbare Raumduftspender, kleine Waschtonnen, Zahncremespender, die automatisch die richtige Menge an Paste herausgeben, oder Nachttische, die zwei Handys gleichzeitig aufladen können. Darunter: ein kleiner Tresor, der nur mit dem Fingerabdruck der Schläferin oder des Schläfers geöffnet werden kann.

Das stelle ich mir also mittlerweile unter dem Begriff Smart Home vor.

Ob ich so leben will? Auf keinen Fall. Aber wenn man weiß, wie es richtig geht, sagt hoffentlich kein Alexa-Besitzer mehr, er habe ein Smart Home, wenn er seinem Lautsprecher befiehlt, das Licht im Schlafzimmer zu dimmen. (Thorben Pollerhof, 21.01.2022)