Glaubt, dass das Impfpflichtgesetz kippt: MFG-Bundesparteiobmann Michael Brunner.

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Eigentlich wollten die passionierten Impfgegner der MFG am Freitagvormittag anlässlich des Impfpflichtgesetzes eine Pressekonferenz im Wiener Café Museum abhalten. Doch als DER STANDARD dort etwa eine Viertelstunde vor Beginn eintraf, teilte ein Kellner mit, dass der Termin verlegt werden musste. Er wusste auch wohin: in die Kanzlei des Bundesparteiobmanns Michael Brunner. Und warum? Weil nicht alle auftretenden Mitglieder des Pressegesprächs einen 2G-Nachweis vorweisen konnten. Um wie viele Personen es ging, wurde auf Nachfrage nicht beantwortet. Brunner fürchtete aber Kontrollen der Polizei. Die Exekutive nannte er ein "2G-Kontrollkommando", das die Pressekonferenz "sprengen" wollte.

Der Termin startete dann deutlich später in besagter Kanzlei. Die MFG-Funktionäre trugen konsequent keine Masken. Immerhin wurde ein Fenster geöffnet – allerdings im hinteren Teil der Kanzlei. Brunner kündigte an, die Impfpflicht mit allen Mitteln bekämpfen zu wollen. Außerdem sei er sich sicher, dass nicht nur das Gesetz, sondern damit auch die Regierung "kippen" werde. Man möchte der Bevölkerung auch Mustereingaben zur Verfügung stellen, um Beschwerden gegen das Gesetz zu erleichtern. Gleichzeitig erwartet Brunner eine "Beschwerdeflut", die Behörden und Gerichte nicht mehr stemmen werden können.

Seltene Nebenwirkung: Herzmuskelentzündung

Eigentlich wollte die MFG aber vor allem angebliche "Impfopfer" prominent vorstellen – zwei Personen nahmen an der Presskonferenz teil. Beide klagten über durchaus schwere Beschwerden, etwa eine Herzmuskelentzündung sowie Herzrhythmusstörungen, die unmittelbar mit der Impfung zusammenhängen sollen.

Der Präsident der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG), Bernhard Metzler, gab laut APA zu bedenken, dass die Wahrscheinlichkeit beispielsweise für eine Myokarditis, also eine Herzmuskelentzündung, nach der Corona-Impfung "sehr gering" sei. Das Risiko einer Herzschädigung sei durch eine Coronavirus-Erkrankung um ein Vielfaches höher. In der Regel verlaufe eine Myokarditis als Nebenwirkung der Impfung sehr milde und ohne Relevanz für die Zukunft, erklärte Metzler.

Interessant sind in dieser Hinsicht auch die Daten des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG). Mit Stichtag 17. Jänner wurden in Österreich mehr als 17 Millionen Impfungen verabreicht. Eingemeldete Herzmuskelentzündungen in zeitlicher Nähe zur Impfung gab es bisher 186. Die beiden "Impfopfer" deuteten aber an, dass ihre Fälle nach den Behandlungen im Spital nicht als Impfschäden erklärt beziehungsweise gemeldet worden seien. Zur Meldung sind Medizinerinnen und Mediziner allerdings verpflichtet. Auch Betroffene selbst können Nebenwirkungen einmelden. Ob die Meldung erfolgt ist, konnte die MFG später auf Nachfrage nicht ausschließen. (Jan Michael Marchart, 21.01.2022)