13 Angeklagte und ihre Verteidiger brauchen im Großen Schwurgerichtssaal viel Platz – selbst wenn keine Anti-Covid-Maßnahmen in Kraft wären.

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Wien – "Grundsätzlich war die Idee eine richtige", ist der ehemalige Verteidigungs- und Sportminister Norbert Darabos (SPÖ) auch bei seiner Zeugenaussage vor einem Schöffengericht unter Vorsitz von Claudia Moravec-Loidolt überzeugt. Die Eingebung, von der er spricht, hat 13 Personen wegen schweren Betrugs auf die Anklagebank gebracht. Sie sollen im Zusammenhang mit den beiden Multiversum-Hallen in Schwechat (Bezirk Bruck a. d. Leitha) dafür verantwortlich sein, dass versucht wurde, dafür unberechtigterweise an Bundessubventionen zu kommen. Fast alle bekennen sich nicht schuldig.

Unter den Angeklagten finden sich neben damaligen Mitarbeitern des Sportministeriums auch Politiker und Gemeindebedienstete aus Schwechat sowie ein Ex-Journalist und der frühere Tischtennisweltmeister Werner Schlager; Letztere hatten die Multiversum-Idee.

Traum vom internationalen Spitzensport

Die Werner Schlager Academy sollte die 20.000-Einwohner-Stadt auf die Landkarte des Spitzensports bringen. Sie sollte ein Tischtennis-Trainingszentrum werden, in der Halle auch Großveranstaltungen wie Welt- und Europameisterschaften ausgetragen werden. Aufgegangen ist der Plan nicht – das Multiversum wurde zum Millionengrab, trotz üppiger Förderungen.

Zunächst gab es 2010 einen Vertrag über eine Drittelfinanzierung zwischen Stadt, Land Niederösterreich und Bund. 2,8 Millionen Euro flossen aus dem Budget des Sportministeriums. Ende 2010 schrieb der mitangeklagte frühere Schwechater Bürgermeister Hannes Fazekas (SPÖ) an Darabos und wollte eine weitere, höhere Forderung. "Aufgrund der Sonderstellung der Werner Schlager Academy beabsichtigt das Ministerium, sich mit fünf Millionen Euro zu beteiligen", stand in der Antwort, die "mit sportlichen Grüßen, Norbert Darabos" endete.

Wie sich herausstellt, hat der Ex-Minister die Antwort nicht selbst verfasst. "Wie verbindlich war das?", will die Vorsitzende von Darabos wissen. "Es war nur eine Absichtserklärung. Wenn alle Fördervoraussetzungen vorliegen, hätte es das Geld gegeben", erklärt der Zeuge, der diesbezüglich aber nie Druck auf seine Untergebenen ausgeübt haben will.

"Nicht wahnsinnig geschickt gewesen"

Eröffnet wurde der Komplex, der deutlich teurer wurde als geplant, im Jahr 2011, die Mittel wurden bald knapp. 2012 wurde ein Vertrag über die fünf Millionen Euro aufgesetzt. "Eigentlich ein Nachtrag, der sich auf einzelne Passagen des Fördervertrags bezieht", merkt die Vorsitzende an. "Das ist alles jetzt nicht wahnsinnig geschickt gewesen", stellt Moravec-Loidolt fest.

Aus Sicht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft seien nämlich Betreiberversprechungen wie eine 70-prozentige Auslastung nicht einmal ansatzweise erfüllt gewesen. Zeuge Darabos beteuert, sich nicht mit den Details befasst zu haben. Auf die Frage eines Verteidigers, ob er nicht bereits Ende Jänner 2013 über finanzielle Probleme des Multiversums informiert worden sei, antwortet er: "Das ist mir nicht erinnerlich." – "Sie haben eine sehr selektive Erinnerung", ätzt der Rechtsvertreter.

Am Ende seiner Einvernahme stellt sich Darabos rhetorisch hinter seine Mitarbeiter: "Ich glaube nicht, dass sie wissentlich gegen das Gesetz gehandelt haben", sagt er.

Die Verhandlung wird am 1. Februar fortgesetzt.