Im dritten Anlauf klappte es: Friedrich Merz wird Chef der CDU.

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Wer Friedrich Merz dieser Tage in Berlin traf, erlebte ihn locker und gut drauf. Kein Wunder: Am Samstag passiert, was er schon zweimal wollte, aber nicht geschafft hat: Die Delegierten der CDU wählen ihn zum neuen Parteivorsitzenden.

Natürlich gibt es einen großen Wermutstropfen: Der Parteitag, der Merz endlich den Triumph bringen soll, findet wegen Corona wieder nur digital statt. Der 66-Jährige wird also vor allem digitale Zustimmungsbekundungen erfahren. Weil da ohnehin kaum echte Stimmung aufkommt, wird Merz keine große Grundsatzrede halten, sondern sich etwas kürzer fassen, um seine Pläne darzulegen.

Neuland Opposition

Die größte Herausforderung für den ehemaligen Fraktionschef der CDU wird sein: seine Partei ins Oppositionszeitalter zu führen. 16 Jahre lang hat die CDU mit Kanzlerin Angela Merkel mitregiert, dann vergeigte Unionskanzlerkandidat Armin Laschet den Bundestagswahlkampf. Grüne und FDP wollten mit der CDU keine Jamaikakoalition bilden, sondern lieber mit der SPD und Olaf Scholz die Ampel. Die Union ist nun also Oppositionskraft.

Als solche müsse man nicht immer nur reagieren, wenn die Bundesregierung etwas vorlege, sondern auch eigene Initiativen entwickeln, meint Merz und beschreibt seine Leitlinien so: "Konservativ heißt, das Gute zu erhalten und für das Neue aufgeschlossen zu sein."

Vorbereitungen in Bayern

Einige Vorbereitungen hat Merz vor der Übernahme des Parteivorsitzersitzes schon gemacht. Er reiste nach Bayern zum Vorsitzenden der Schwesterpartei CSU, Markus Söder, und machte ihm – sogar im Trachtenjanker – seine Aufwartung.

Die beiden haben besprochen, dass nun alles besser werde und es fortan keinen Streit mehr zwischen CDU und CSU geben solle. Vor der Nominierung von Laschet zum Kanzlerkandidaten hatten dieser und Söder ja wochenlang harte Auseinandersetzungen geführt, weil auch Söder Kanzlerkandidat hatte werden wollen.

Zudem hat Merz Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel gelobt. Es gab Zeiten, da war genau das Gegenteil der Fall. Merz kritisierte, als Merkel noch Kanzlerin war, das "grottenschlechte" Erscheinungsbild ihrer gesamten Regierung.

Überraschend freundlich

Doch als klar war, dass Merz CDU-Chef wird, fand er deutlich freundlichere Worte: "Ich finde, wir haben Angela Merkel viel zu verdanken. Das sind Maßstäbe, die sie gesetzt hat. Die muss der Nachfolger erst mal erfüllen. Das sind große Schuhe." Eigentlich hätte Merz sich noch mit ihr aussöhnen wollen. Doch laut Spiegel gab sie ihm einen Korb und lehnte auch den Ehrenvorsitz der CDU ab.

Merz gibt sich natürlich nun bescheiden und spricht nicht schon von der Rückeroberung des Kanzleramtes. Doch in der Union geht man davon aus, dass er genau das auf seinem persönlichen Plan hat.

Als Erstes könnte dies Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) zu spüren bekommen. Er ist nur bis April in seinem Amt gewählt. "Mit der Frage beschäftige ich mich nicht", antwortet Merz, wenn er gefragt wird, ob er Brinkhaus’ Posten haben möchte.

Das aber glaubt ihm fast niemand, denn wenn Merz Partei- und Fraktionsvorsitz in seiner Hand hätte, wäre er der starke Oppositionsführer. Zunächst aber will Merz am Samstag möglichst viele Delegierte von sich überzeugen. Er wünscht sich ein Wahlergebnis mit einem Achter vorne. (Birgit Baumann aus Berlin, 22.1.2022)