SDF-Kämpfer am Freitag in der Nähe des Gefängnisses, das am Tag zuvor Ziel eines IS-Angriffs geworden war.

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Damaskus – Auch Tage nach dem Angriff der IS-Miliz auf ein Gefängnis im syrischen Al-Hassaka haben die Gefechte am Wochenende angehalten und sogar zeitweise an Intensität zugenommen. Dabei standen sich Jihadisten der Terrormiliz und die Kämpfer der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) gegenüber, die von den USA durch Luftangriffe unterstützt werden. Mehr als 130 Tote wurden bisher vermeldet, darunter auch Zivilisten.

Der IS hatte am Donnerstagabend das Gefängnis im von Kurden kontrollierten Nordosten Syriens angegriffen. Zunächst zündeten IS-Kämpfer vor dem Gebäude mindestens eine Autobombe. Dann griffen mehr als 100 Schwerbewaffnete den Komplex an. Dort sind tausende mutmaßliche IS-Kämpfer inhaftiert, darunter auch führende Köpfe der Miliz. Nach dem Angriff konnten dutzende Insassen fliehen, die meisten davon seien SDF-Angaben zufolge aber wieder festgenommen worden.

Lokalen Behörden zufolge haben die SDF am Sonntag den Ring um das Gefängnis enger gezogen, um die Flucht weiterer Gefangener zu verhindern. Teile des Gebäudes würden noch von den dortigen Insassen kontrolliert. Ein großer Teil des Gefängnisses sowie die Umgebung sei aber wieder unter SDF-Kontrolle.

Warnungen bereits zuvor

Bei der Attacke handelte es sich um den schwersten Angriff der IS-Miliz in Syrien seit ihrer Zerschlagung im Jahr 2019. Doch die kurdischen Behörden warnen bereits seit langem, dass sie nicht über die nötigen Kapazitäten verfügen, um die tausenden IS-Kämpfer langfristig festzuhalten, geschweige denn vor Gericht zu stellen. Nach der Niederlage der Miliz hatten sich bis zu 80.000 Anhänger ergeben. Bis heute sitzen 12.000 von ihnen in von SDF kontrollierten Gefängnissen, 4.000 davon Ausländer aus rund 50 Nationen, die sich dem IS angeschlossen hatten. Nach dem Untergang des Kalifats zeigte sich die Staaten nicht bereit, terrorverdächtige Staatsbürger wieder aufzunehmen.

Menschenrechtsgruppen hatten die Umstände in den von den SDF kontrollierten Gefängnissen immer wieder kritisiert. Die Gefangenen seien in überfüllten Anstalten inhaftiert, in denen die Bedingungen oft unmenschlich seien, hieß es etwa von Human Rights Watch. (maa, 23.1.2022)