Eine Straßensperre in Ouagadougou.

Foto: AFP / Olympia de Maismont

Ouagadougou – Im westafrikanischen Burkina Faso ist Präsident Roch Marc Kaboré von meuternden Soldaten festgesetzt worden. Das sagte ein hochrangiger Soldat am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Der Staatschef sei in ein Militärcamp in der Hauptstadt Ouagadougou gefahren worden. Die meuternden Soldaten würden in wenigen Stunden eine Erklärung abgeben. Das Gebäude des nationalen Fernsehsenders in der Hauptstadt wurde Montagfrüh bereits von ihnen umstellt.

Neben Kaboré seien auch der Vorsitzende des Parlaments sowie die Minister in den Händen der Soldaten in einer Kaserne in Ouagadougou, hieß es am Montag aus mehreren Sicherheitsquellen. Noch am Sonntag hatte die Regierung erklärt, es gebe keine "Machtübernahme durch die Armee", und die politischen Institutionen seien "derzeit" nicht bedroht. Anderslautende Berichte wies sie zurück und rief die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren.

Heftige Schusswechsel und Ausgangssperre

Am Sonntag war es in mehreren Kasernen zu Schusswechseln gekommen. Die Regierung hatte zunächst einen Putschversuch geleugnet und erklärt, die Situation sei unter Kontrolle. Sie hatte jedoch eine landesweite Ausgangssperre zwischen 20 und 5.30 Uhr verhängt. Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas erklärte, sie unterstützte die Regierung. Sie rief die meuternden Soldaten zum Dialog auf. Die US-Botschaft in Ouagadougou blieb "aufgrund der anhaltenden Sicherheitsbedenken" geschlossen.

Erst Mitte Jänner hatte die Armee mehrere Soldaten eines Putschversuchs beschuldigt und festgenommen. Am Samstag hatten hunderte Demonstranten in Ouagadougou Kaborés Rücktritt gefordert.

Unmut hat zugenommen

Burkina Faso mit seinen 21 Millionen Einwohnern befindet sich wegen des zunehmenden islamistischen Terrors in der Sahelzone in einer schweren Krise. Viele Milizen, die zum Teil dem "Islamischen Staat" oder der Terrororganisation Al-Kaida die Treue geschworen haben, agieren über die Grenzen zu Mali und dem Niger hinweg. Mehr als eine Million Einwohner gelten als Binnenvertriebene. Der Unmut innerhalb der Bevölkerung, die Kaboré und seiner Regierung Handlungsunfähigkeit vorwirft, hat in den vergangenen Monaten stark zugenommen. (APA, 24.1.2022)