Im vergangenen Juli war es bei Massenprotesten zu hunderten Festnahmen gekommen.

Foto: AFP / Johan Ordonez

Havanna – Angehörige der Menschenrechtsorganisation "Damen in Weiß" sind bei einem friedlichen Protest in Kuba festgenommen worden. Ein Video und mehrere Fotos wurden am Sonntag in sozialen Medien verbreitet, die zeigten, wie Frauen in Zivilkleidung – bei denen es sich um Agentinnen des staatlichen Sicherheitsapparats gehandelt haben soll – auf einer Straße mindestens fünf weiß gekleidete Frauen mit Blumen in der Hand zerrend und schubsend offenbar mitnahmen.

Das geschah den Angaben zufolge, als mehrere Aktivistinnen zusammen mit der Mutter eines inhaftierten 17-Jährigen das Büro der Organisation in Havanna verließen, um für die Freilassung von politischen Gefangenen im Zusammenhang mit den Massenprotesten am vergangenen 11. Juli zu demonstrieren. Die US-Botschaft in Kuba schrieb auf Twitter, sie verurteile die Festnahmen. Die "Damas de Blanco" waren im Jahr 2005 mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit des EU-Parlaments ausgezeichnet worden.

Prozesse gegen inhaftierte Demonstranten

Bei den spontanen Massenprotesten im Juli – den größten gegen die sozialistische Regierung seit Jahrzehnten – war in mehreren Städten des karibischen Inselstaates für Freiheit sowie gegen Repression und Misswirtschaft demonstriert worden. Nach Informationen der in den USA beheimateten Menschenrechtsorganisation Cubalex wurden knapp 1.400 Menschen festgenommen, von denen mindestens 727 noch immer in Gewahrsam seien – 15 davon jünger als 18 Jahre.

Seit einigen Wochen finden Aktivisten zufolge hinter verschlossenen Türen auf Kuba Prozesse gegen die Demonstranten statt, gegen die Haftstrafen von bis zu mehr als 25 Jahren, etwa wegen Aufruhr, verhängt würden. Darunter war nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte auch ein in Deutschland lebender Deutsch-Kubaner, der die Proteste mit einem Handy gefilmt hatte. (APA, 24.1.2022)