Eine Kämpferin der Syrischen Demokratischen Kräfte bewacht einen Checkpoint in Al-Hassaka.

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Hassaka – Nach dem heftigen Angriff der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) auf ein Gefängnis in der syrischen Stadt Al-Hassaka dauern die Gefechte den fünften Tag in Folge an. Dabei wurden inzwischen mehr als 150 Menschen getötet, darunter 102 Jihadisten und sieben Zivilisten, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag mitteilte. Die von Kurden angeführten Truppen versuchen seit Tagen, das Gefängnis wieder unter ihre Kontrolle zu bringen.

US-Truppen unterstützten den Kampf gegen die Extremisten am Montag erneut mit Luftschlägen. Laut Beobachtungsstelle kontrollieren die von Kurdenmilizen angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) mittlerweile knapp die Hälfte des Gefängnisses, während sich die Jihadisten im Nordteil verschanzt haben.

Terrormiliz IS noch nicht geschlagen.

Nach Ausbruch der Kämpfe flohen bis zu 45.000 Menschen aus ihren Wohnungen in andere Stadtteile, wie das Uno-Nothilfebüro (OCHA) mitteilte. Die Uno äußerte sich besorgt über die Sicherheit von Zivilistinnen und Zivilisten in der Umgebung. Insbesondere durch die eisige Kälte benötigten die Vertriebenen rasche Hilfe.

Der Überfall auf das Gefängnis, der am Donnerstagabend begann, ist einer der schwersten Angriffe des IS in Syrien seit Jahren. Ziel war die Befreiung inhaftierter Anhänger. Der Angriff war eine Erinnerung daran, dass der Kampf gegen die Terrormiliz noch nicht gewonnen ist. Der IS hatte im Sommer 2014 große Gebiete im Norden und Westen des Iraks eingenommen und dort ein sogenanntes Kalifat ausgerufen. Zum Herrschaftsgebiet gehörten auch große Teile des benachbarten Syrien.

Uno-Vertreter fordert Freilassung inhaftierter Kinder

Unterdessen sind nach Unicef-Angaben fast 850 inhaftierte Kinder in unmittelbarer Gefahr. "Je länger die Kämpfe andauern, desto größer ist das Risiko für Kinder, verletzt oder zwangsrekrutiert zu werden", sagte der Vertreter des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen für Syrien, Bo Viktor Nylund. "Wir fordern die Freilassung der Kinder aus dem Gefängnis."

Nylund sagte, die Gewalt könnte auch auf andere Gefängnisse und Lager übergreifen. Im Nordosten Syriens befänden sich fast 10.000 Kinder und ihre Mütter in Internierungslagern. Sie alle seien besonders schutzbedürftig. Al-Hassaka liegt im von syrischen Kurden kontrollierten Nordosten des Bürgerkriegslandes. Im dortigen Gefängnis saßen nach Angaben kurdischer Medien zuletzt rund 5.000 IS-Anhänger. (APA, 24.1.2022)