Am Montagabend wurde bestätigt, dass es in Heidelberg neben dem Täter ein weiteres Todesopfer gegeben hat.

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Heidelberg – Bei einem Amoklauf in einem Hörsaal der Universität Heidelberg hat ein Mann eine junge Frau erschossen und drei Menschen verletzt. Die 23-jährige Frau ist ihren schweren Schussverletzungen wenige Stunden nach der Tat erlegen. Das bestätigte am Montagabend die Polizei.

Als der 18-jährige Täter kurz nach 12.00 Uhr während einer Vorlesung in einen Hörsaal der medizinischen Fakultät kam, hatte er nach Polizeiangaben zwei kürzlich im Ausland erworbene Langwaffen und Munition dabei. Nach der Tat ist der Mann – selbst Student – aus dem Uni-Gebäude nach draußen geflohen und hat Suizid begangen, hieß es. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus, ermittelt aber, ob er irgendeine strafrechtlich relevante Unterstützung im Vorfeld der Tat bekam. Er habe kurz vor Schussabgabe eine WhatsApp-Nachricht versandt – an wen die Nachricht ging, darüber informierte die Polizei nicht.

Die Ermittler machten zunächst keine Angaben zu einem möglichen Motiv. Dafür sei es noch zu früh, sagte Andreas Herrgen, Leiter der Staatsanwaltschaft Heidelberg. Nach früheren Angaben aus Sicherheitskreisen soll der Mann keine politischen oder religiösen Motive gehabt haben.

Zur Sicherheit wurde das Gelände zunächst weiter abgesucht, am frühen Abend wurden alle Straßen um den Campus wieder freigegeben. Bloß das Gebäude, in dem sich die Tat ereignet hat, blieb abgesperrt.

Entsetzen nach der Tat

Herrgen sprach den Angehörigen sein Mitleid aus und berichtete auch von zahlreichen traumatisierten Studenten. Insgesamt waren rund 30 Personen während der Tat im Hörsaal. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann zeigte sich tief betroffen und versprach eine schnelle Aufklärung der Tat. "Meine Gedanken sind bei den Familien und ihren Angehörigen."

Thomas Strobl, der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister von Baden-Württemberg, sprach von einem "schrecklichen Ereignis" in einer renommierten Institution. "Universitäten sollen und werden angstfreie Räume bleiben, in denen sich Wissenschaft entfalten und junge Menschen auf ihr Leben vorbereiten können", so Strobl.

Fassungslosigkeit

Auch die Studierendenschaft äußerte sich fassungslos. "Wir sind unendlich schockiert. Das ist eine Katastrophe, die sich allem Denkbaren zwischen Vorlesungen, Klausuren und Uni-Leben entzieht", sagte der Vorsitzende Peter Abelmann.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz sagte: "Es zerreißt mir das Herz, solch eine Nachricht zu erfahren." Der SPD-Politiker sprach den Angehörigen, den Opfern und den Studentinnen und Studenten der Universität Heidelberg sein Beileid aus.

Der Campus liegt im Gebiet Neuenheimer Feld, etwas außerhalb des Stadtzentrums. Dort befinden sich vor allem naturwissenschaftliche Fakultäten der Universität, Teile des Universitätsklinikums und der Botanische Garten. (red, APA, Reuters, 24.1.2022)