Im Südburgenland fährt das Holz oft mit der Bahn und wird dies nach der Sicherung der Strecke Oberwart–Friedberg auch weiterhin tun.

Foto: ÖBB

Elf Jahre ist es inzwischen her, dass die ÖBB den Personenverkehr auf der Bahnstrecke zwischen Friedberg und Oberwart einstellte. Wegen der zu geringen Auslastung war es nicht mehr möglich, die Strecke wirtschaftlich rentabel zu betreiben. Damals gab es bereits Gerüchte darüber, dass der Schienenverkehr auf diesem Abschnitt demnächst komplett eingestellt werden könnte – also auch dem Güterverkehr das Ende drohe – und damit die gesamte Pinkatalbahn.

Neue Holzverladestelle

Diese Idee hätte auch in der Bevölkerung nicht nur Feinde gehabt. Denn die damals genutzte Holzverladestelle sorgte wegen des Lkw-Verkehrs für Lärm und Emissionen im Zentrum von Oberwart – und so für Unmut bei den Anrainern. Mit der Errichtung einer neuen Verladestelle in Rotenturm, die 2020 in Betrieb ging, war dieses Problem gelöst. "Mehr als 1000 Lkw-Fahrten durch die Stadt konnten eingespart werden", sagt Verkehrslandesrat Heinrich Dorner (SPÖ).

Rund eine Million Euro investierte das Land Burgenland – vor allem auch, um den Fortbestand des Güterverkehrs auf der Pinkatalbahn zwischen Friedberg und Oberwart zu sichern. In wenigen Tagen wird mit der ÖBB ein Infrastrukturvertrag geschlossen, der die Strecke, die auch als Versuchsgelände für autonom fahrende Züge genutzt wird, jedenfalls einmal bis Ende 2024 sichert. Sollte der Vertrag danach beendet werden, geht die Strecke ins Eigentum des Landes über und wird nach aktuellen Plänen als Güterbahn erhalten bleiben.

Ein kurzer Blick zurück

Wenn die Zukunft der Bahn eine burgenländische ist – ihre Geschichte ist eigentlich eine ungarische. Von Szombathely aus wurde die Bahn im Königreich Ungarn in den Westen gebaut. Mitte Dezember 1888 nahm die Pinkatalbahn erstmals ihren Betrieb auf und fuhr von Szombathely über Rechnitz und Oberwart bis nach Altpinkafeld. 1903 ging eine weitere Abzweigung in Betrieb. Die von Oberwart nach Oberschützen – das seit 1965 auch wegen der Expositur der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz bekannt ist. 1925 – also zu einer Zeit, als das Burgenland schon zu Österreich gehörte – wurde die Strecke bis Friedberg erweitert, an die Wechselbahn und somit an das heimische Bahnnetz angeschlossen.

Mit der Schließung des Braunkohlebergwerks im Tauchental 1968 begann die Bahn immer mehr an Bedeutung zu verlieren. Nach und nach wurden Abschnitte stillgelegt, der Personenverkehr eingestellt, zuletzt sogar Gleisanlagen abgebaut, um einem Radweg Platz zu machen. Letzterer führt am Ende – und das soll nach aktuellen Plänen im Sommer 2022 sein – auf der ehemaligen Bahntrasse von Oberschützen über Oberwart, Großpetersdorf nach Rechnitz.

"Sollte sich die ÖBB entschließen, die Strecke zu reaktivieren, müssen nicht erst Verhandlungen mit vielen verschiedenen privaten Grundstückseigentümern geführt werden."
Heinrich Dorner, Verkehrslandesrat Burgenland (SPÖ)

Die Folge waren Befürchtungen, dass die Bahn in diesem Abschnitt nie wieder fahren wird. Der gelernte Österreicher weiß inzwischen, dass dort, wo einmal Schienen abgetragen werden, so schnell keine neuen nachwachsen.

Verhandlungsbasis

Aus dem Büro von Verkehrslandesrat Dorner hört sich das erwartungsgemäß anders an. "Nachdem die ÖBB den Personenverkehr auf der Strecke 2011 eingestellt hat, hat das Land Burgenland mit der Verkehrsinfrastruktur Burgenland GmbH den Güterverkehr gesichert." Man verweist dabei auch auf die Anbindung diverser Wirtschaftsbetriebe im Raum Oberwart/Unterwart an die Schiene und den Vorteil, dass inzwischen das gesamte Verkehrsband in öffentlicher Hand sei. "Sollte sich die ÖBB entschließen, die Strecke zu reaktivieren, müssen nicht erst Verhandlungen mit vielen verschiedenen privaten Grundstückseigentümern geführt werden." Ob die Verhandlung mit dem einen dann leichter laufen wird, wird sich so schnell nicht zeigen.

Eine Reaktivierung der Zugstrecke zwischen Oberwart und Szombathely ist nämlich derzeit kein Thema. "Dieses Projekt ist mit Investitionskosten von mindestens 350 Millionen Euro – und weiteren fünf Millionen Euro jährlich – nicht finanzierbar", heißt es aus dem Büro des burgenländischen Verkehrslandesrates. Dass man streckenweise schon die Schienen entfernt hätte, um den Radweg zu bauen, mache dabei keinen Unterschied. Wie eine Studie aus dem Jahr 2020 belegt, waren Schienen und Trasse in einem so schlechten Zustand, dass für den regulären Betrieb ohnedies alles hätte erneuert werden müssen.

Zeiträuber Wechselbahn

Auch wenn das Land jetzt rund vier Millionen Euro in den Radweg investiert, soll das nicht das besiegelte Ende der Bahn auf diesem Abschnitt sein. Finde sich eine Finanzierung, werde man der Bahn nicht im Weg stehen. Den Radweg würde man dann gerne bestehen lassen und parallel führen – das ginge sich aus.

Hoffnung besteht dafür aber wenig, wie für den gesamten Ausbau der Zugverbindung Oberwart–Wien. Er ist aus heutiger Sicht viel zu teuer. Einige neue Tunnel und streckenweise neue Trassen für die Bahn wären notwendig, um diese überhaupt so schnell zu machen, wie es der Bus bereits ist. Darum hat das Umweltministerium vergangenes Jahr einen Entschließungsantrag der burgenländischen Landesregierung "zum Ausbau der Wechselbahn ‚sehr skeptisch‘ betrachtet", erinnert man sich im Büro Dorner. (Guido Gluschitsch, 25.1.2022)