Die Lockdown-Aufhebung wurde in der "ZiB 2" von medizinischer Seite her eher als Symbol gedeutet.

Screenshot: tvthek.orf.at

Am Tag der Ankündigung, am Montag den Lockdown für Ungeimpfte aufzuheben, schwillt erwartungsgemäß der Chor der kontroversen Meinungen an. Im Deutschen Bundestag, wo die ungeimpften AfD-Parlamentarier zu Recht auf der Galerie sitzen müssen, ist das an diesem Mittwoch natürlich kein Thema. Hierzulande jedoch wirkt die Ansichtslage an einem solchen Tag emotional, bunt und interessant.

Was hat dieser Lockdown gebracht? Und was bringt seine Aufhebung, wo doch die 2G-Regel weiter gilt? Der Ungeimpfte kann ab Montag bestenfalls die Schaufenster von Schuhgeschäften küssen. Wut! Vertreter des Handels bekunden auf Puls 24, in ihrem Geschäftskosmos habe es doch nie wirklich ein Ansteckungsrisiko gegeben. Die 2G-Regel müsse also auch weg, was Gastronomen ebenfalls ein Anliegen ist. Kübelt gleich auch die Sperrstunde!

ORF

Die Lockdown-Aufhebung wird in der ZiB 2 von medizinischer Seite her tatsächlich auch eher als Symbol gedeutet. Immer für Pointen gut, betont der Virologe Norbert Nowotny, es sei die Aufhebung "eine Maßnahme, um zu zeigen: In Kürze werden weitere Maßnahmen folgen." Nowotny bricht nicht in Gelächter aus und ergänzt: "Ja, hoffentlich in einigen Wochen werden wir wieder zu unserem normalen Leben zurückkehren können!"

Der Satz ist eine Hoffnungsinfusion. Modellrechner Peter Klimek würde das noch nicht so formulieren wie Nowotny. Jedenfalls wirkt er in der ZiB 2 ernst, ist für die Beibehaltung der Sperrstunde. Es sei nachweisbar, dass sie eine Reduktion des Infektionsgeschehens bewirke, wie auch beweisbar wäre, dass der Handel zum Infektionsgeschehen beitrage. Bei der kontroversen Meinungslage scheinen alle Fragen offen. Unsereins jedoch neigt dem ernsten Menschen Klimek und dessen Fakten zu. Auch wenn's wehtut. (Ljubiša Tošić, 27.1.2022)

ORF