Mit nur 16 Jahren ist Allegra Tinnefeld bereits als Sängerin und Geigerin tätig. In ihrer Freizeit zieht sie sich in ihrem Zimmer an der Alten Donau am liebsten stundenlang "Harry Potter"-Hörbücher rein.

"Früher hatten wir hier ein ganz kleines Gartenhäuschen. Einerseits super, weil wir hier ganz in der Nähe von der Alten Donau sind, andererseits aber war das eine ziemliche Bruchbude, die eigentlich nur im Sommer zu benutzen war. Eines Tages haben meine Eltern daher beschlossen, das Häuschen abzureißen und stattdessen ein kleines, aber feines, ganzjährig bewohnbares Kleingartenhaus hinzubauen.

Allegra Tinnefeld in ihrem Lieblingseck im Haus ihrer Eltern unweit der Alten Donau.
Foto: Lisi Specht

Wir sind nicht die Einzigen, die hier gebaut haben. Es tut sich wahnsinnig viel in der Gegend: Häuser, Wohnbauten, Wohnheime für Studierende – und natürlich auch allerhand Geschäfte und neue Lokale. Wir wohnen hier bei der Alten Donau, nicht weit von der U-Bahn entfernt, was voll praktisch ist, wenn ich mich mit meinen Freunden und Freundinnen treffe. Vor allem in den Lockdown-Phasen war es super, hier draußen zu sein, mitten in der Natur, wo man spazieren gehen und die Nähe zum Wasser genießen kann – anstatt in unserer Altbauwohnung im vierten Bezirk zu sitzen. Obwohl ich die Wohnung sehr mag! Das ist die Wohnung meines Urgroßvaters, ich bin dort mein ganzes Leben lang aufgewachsen, unter der Woche bin ich also schnell in der Schule.

Ich sitze hier auf der Treppe, mein Lieblingseck im ganzen Haus. Die Küche daneben ist eher altmodisch, die Treppe aber ist modern, und durch die offene Konstruktion wirkt alles sehr luftig und leicht. Manchmal sitze ich einfach da, während meine Eltern im Wohnzimmer oder in der Küche sind, und wir unterhalten uns. Noch besser als die Treppe wäre natürlich eine Rutsche, aber sie wäre in einem Kleingartenhaus vielleicht auch ein bisschen zu viel des Guten.

Aus einer Bruchbude wurde ein modernes, ganzjährig bewohnbares Kleingartenhaus.
Fotos: Lisi Specht

Ich mag dieses Haus, und Wohnen und Daheimsein ist für mich etwas sehr Wichtiges, denn einen großen Teil meiner Zeit verbringe ich ohnehin nicht zu Hause, sondern bin entweder in der Schule oder mache Musik und singe Konzerte. Seitdem ich drei Jahre alt bin, spiele ich Violine, und seit meinem fünften Lebensjahr habe ich mehr oder weniger regelmäßig Auftritte. Erst vor kurzem hatte ich ein Konzert in Dubai – eine richtig verrückte Stadt, eine tolle Erfahrung!

Mit zwei Jahren habe ich das erste Mal irgendwelche Mikrofone gebaut, ich habe die ganze Zeit gesungen, und meiner besten Freundin bin ich jahrelang auf den Wecker gegangen, weil ich mit ihr immer irgendwelche Musikshows aufführen wollte. 2017 habe ich dann bei Supertalent von Dieter Bohlen tatsächlich den Golden Buzzer bekommen. Was ich damit sagen will: Ich liebe es, auf der Bühne und im Rampenlicht zu stehen. Ich mag den Nervenkitzel, und es ist jedes Mal aufs Neue eine sehr intensive, fast unwirkliche Situation, so viele Menschen dafür zu begeistern, wie ich singe, wie ich musiziere.

"Vor allem in den Lockdown-Phasen war es super, hier draußen zu sein, mitten in der Natur", sagt Allegra Tinnefeld.
Fotos: Lisi Specht

Aber als Ausgleich ist es wichtig, einfach nur ich zu sein, mein eigenes Zimmer zu haben, meine Freundinnen zu treffen, in die Schule zu gehen und mir wieder mal den Kopf darüber zu zerbrechen, wie ich irgendwelche Schularbeiten nachhole, wenn ich wieder mal länger unterwegs war. Das alles unter einen Hut zu kriegen ist nicht immer leicht. Ich bin zwar ziemlich outgoing, aber manchmal brauche ich einfach nur Ruhe, und dann sperre ich mich in meinem Zimmer ein und höre mir sämtliche Harry Potter -Hörbücher an, und zwar auf Englisch, gelesen von Stephen Fry. Am liebsten habe ich den Stein der Weisen und den Orden des Phönix. Manche Kapitel kann ich schon auswendig.

Früher wollte ich Innenarchitektin werden. Ich habe ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen und liebe es, Räume zu gestalten. Aber, na ja, als Sängerin kann ich mehr bewegen. Ich kann die Menschen auf wichtige Themen aufmerksam machen – auf die Klimakrise oder auf politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Missstände. Mit Musik hat man viel Einfluss und kann den Leuten etwas auf den Weg mitgeben. Nächstes Jahr habe ich Matura. Mein großer Traum für danach: Ich will ein Album rausbringen und Schauspiel studieren – am liebsten in London oder in New York." (31.1.2022)