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Eine SpaceX-Falcon-Rakete im Kennedy Space Center in Florida – die Rakete hatte 49 Starlink-Internetsatelliten an Bord. In der Normandie war für Starlink eine wichtige irdische Empfangsstation geplant.

Foto: AP/Tim Shortt

Der Widerstand eines Gallierdorfes zahlt sich aus: US-Milliardär Elon Musk verzichtet in der Normandie auf den Bau einer Internet-Relaisstation. Bestehend aus neun Kugelantennen von je drei Meter Durchmesser, bildete sie Teil des weltumspannenden Internetnetzes Starlink. Nach der Fertigstellung sollen 12.000 flache Kleinsatelliten im Niedrigorbit – ihr Lichtschweif ist auf der Erde mit bloßem Auge zu sehen – auf dem ganzen Planeten eine Internetverbindung in DSL-Qualität erlauben, sei es in der Sahara oder am Nordpol.

Nicht aber in Saint-Senier-de-Beuvron. Dort, unweit der Sehenswürdigkeit Mont-Saint-Michel, plante Starlink eine wichtige irdische Empfangsstation. Doch die 360 Einwohner des bukolischen Örtchens waren, wie berichtet, nicht einverstanden. Landwirte befürchteten Rückwirkungen auf die Milchproduktion ihrer Kühe, und auch andere Bürger verlangten eine Studie über die elektromagnetische Strahlung. Eine Anwohnerin, die mit Familie und Kindern nur 60 Meter von der Relaisstation entfernt lebt, gelangte an den Gemeinderat. Musks Firma meldete sich aber nie. Auch das Baugelände ließ sie durch eine Drittfirma kaufen. Selbst als das Los von Saint-Senier weltweit Schlagzeilen machte, reagierte Elon Musk nie persönlich.

Mitteilung vom Verzicht

Sehr auf seinen Ruf bedacht, beschloss der Tesla-Chef aber offenbar über Neujahr, die Relaisstation in der Normandie fallenzulassen. Auch diesen Entscheid teilte er dem Bürgermeister von Saint-Senier-de-Beuvron nicht direkt mit. Nur die französische Telekom-Agentur Arcep erhielt Mitteilung vom Verzicht. Sie hat die Bewilligung für die Relaisstation deshalb am 4. Jänner widerrufen und den betroffenen Gemeinderat informiert.

Die Entwicklung von Starlink wird durch diesen Entscheid kaum beeinträchtigt. In Europa hatte das US-Unternehmen zwar anfänglich nur eine Handvoll Sendestationen – neben Frankreich auch in Griechenland – geplant. Doch das mit Internet gut bediente Westeuropa hat für Musk keine Priorität. Die Abonnements sind mit rund 100 Euro im Monat auch entsprechend teuer.

Ob Starlink auf seine Normandie-Station nur wegen des lokalen Widerstandes verzichtet, bleibt mangels Auskünften offen. Die französischen Medien feiern jedenfalls den symbolträchtigen Sieg der Kleinbauern über den Gründer von Tesla, SpaceX und Starlink – als hätte Asterix das römische Imperium in die Knie gezwungen.

Herbe Verluste

Musk selber hat derzeit andere Sorgen als das aufmüpfige Gallierdorf. Laut Analystenschätzungen hat er in den vergangenen Wochen wegen Börseneinbrüchen nicht weniger als 100 (von 270) Milliarden Dollar verloren. Dafür hat die E-Auto-Marke Tesla 2021 trotz Chipkrise und Lieferengpässen ihr bisher bestes Geschäftsjahr absolviert und einen Gewinn von 5,5 Milliarden Dollar eingefahren. Fast eine Million Fahrzeuge wurden ausgeliefert. Der E-Pick-up "Cybertruck" soll allerdings erst 2023 von der Rolle laufen.(Stefan Brändle aus Paris, 29.1.2022)