Am 1. Februar könnten rund 320.000 Impfzertifikate auf einen Schlag ablaufen – sofern sich die Bundesregierung nicht noch auf eine Fristverlängerung verständigt. Andererseits könnten sich Betroffene auch noch rechtzeitig boostern lassen.

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Im Gesundheitsministerium und bei der Sitzung der gesamtstaatlichen Covid-Krisenkoordination (Gecko) ging es am Freitagnachmittag heiß her. So wurde darüber diskutiert, ob der grüne Pass für zweimal Geimpfte oder Genesene, die sich bisher nur eine Impfung abgeholt haben, länger als geplant gültig bleiben soll. Denn schon am 1. Februar könnten ansonsten rund 320.000 Impfzertifikate auf einen Schlag ablaufen.

Die Bundesregierung hat sich im November dazu entschieden, die Gültigkeit der Corona-Schutzimpfung nach zwei Stichen – oder einem Stich nach Genesung – von neun auf sechs Monate zu verkürzen. Diese Maßnahme sollte ab 1. Februar wirksam werden. Mit Stand Freitag hätte das 323.621 Personen betroffen – sofern sich diese nicht noch rechtzeitig ihre Booster-Impfung abholen. Oder anders gesagt: Mehr als 320.000 Personen würden am kommenden Dienstag ihren 2G-Nachweis für Eintritte in zahlreiche Bereiche verlieren.

Nehammer will "noch an Schrauben drehen"

Am Freitagnachmittag zeichnete sich aber ab, dass der Stichtag doch noch verschoben oder eine weitere Übergangsfrist eingeräumt werden könnte. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) wies darauf hin, dass das Problem bekannt sei, Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein würde an einer Lösung arbeiten. Wenn es notwendig sei, könne man "noch an Schrauben drehen", sagte Nehammer. Die Sitzung der Gecko war am Freitag am frühen Abend laut STANDARD-Informationen noch im Gange. Wann eine mögliche Entscheidung zur Fristverlängerung verkündet wird, stand vorerst noch nicht fest.

Zuletzt hatte sich die Zahl jener, die vom Ablauf ihres grünen Passes nach zwei Impfungen am 1. Februar betroffen wären, aber deutlich verringert. Anfang Jänner gab das Gesundheitsministerium die Zahl jener, die sich bis 1. Februar eine Auffrischungsimpfung holen sollten, noch mit rund 989.000 an. Das bedeutet, dass sich seither zahlreiche dieser Betroffenen schon einen Booster verpassen ließen. Außerdem wurde bereits eine Ausnahme formuliert: Für Unter-18-Jährige wird das Impfzertifikat über die erste Impfserie sieben Monate lang gültig sein.

Rund 320.000 Personen fehlten laut Ministerium aber noch am Freitag – dazu kamen 60.000 weitere Menschen, deren Impfzertifikat auch nach der alten Regelung, also neun Monate nach dem Zweitstich, ablaufen würde.

Nur knapp 30.000 Impfungen am Donnerstag

Wie viele tatsächlich ihren grünen Pass aufgrund der Verkürzung verlieren würden, ist aber unklar. So wird weiterhin geimpft, wenn auch recht wenig: 22.145 Personen holten sich am Donnerstag ihren Drittstich, dazu kamen 4.753 Zweit- und 3.074 Erststiche. Bei mehr als 210.000 Corona-Neuinfektionen laut Ages-Dashboard alleine in den letzten sieben Tagen kann man zudem auch davon ausgehen, dass es unter den Betroffenen der neuen Gültigkeitsdauer-Regelung bald zehntausende neue Genesene gibt. (David Krutzler, 28.1.2022)