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Nadals Sieg bestimmte die Titelseiten.

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Take a bow.

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Sie feiern den "Größten der Großen". Die königliche Familie Spaniens, Politiker und zahlreiche Sportstars verneigten sich vor Rafael Nadal, nachdem sich der Mallorquiner in Melbourne zum Grand-Slam-Rekordchampion gekrönt hatte. Spaniens Medien huldigten dem Ausnahmekönner, der in einem dramatischen Finale bei den Australian Open über den Russen Daniil Medwedew triumphiert hatte.

21 Grand-Slam-Pokale.
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"Rafa, uns gehen die Worte aus", schrieb das Königshaus bei Twitter: "Es gibt keine Hindernisse für diejenigen, die keine Grenzen haben." Ministerpräsident Pedro Sanchez bezeichnete Nadal als den "Größten", Ex-Basketballstar Pau Gasol, Motorrad-Champion Marc Marquez und Badminton-Olympiasiegerin Carolina Marin hatten begeistert mitgefiebert: "Du bist von einem anderen Stern!"

Nadal hatte die ersten beiden Sätze gegen Medwedew verloren und nach 5:24 Stunden doch noch seinen 21. Majortitel gewonnen. "Wenn sie dir sagen, es ist unmöglich, dann denk an Rafa", schrieb die Sporttageszeitung "Marca". "El Pais" erklärte Nadal zum "Größten der Großen" – mit seinem zweiten Sieg bei den Australian Open schüttelte er seine Rivalen Roger Federer und Novak Djokovic im Grand-Slam-Ranking zunächst ab.

13 Jahre zuvor hatte Nadal seine bisher einzige Trophäe bei den Australian Open geholt. Nun endlich die zweite. Die Fäuste nach oben, einen Kuss mit verkniffenen Augen – so feierte Nadal den Triumph. Es sei sicher sein unerwartetster Erfolg, sagte er kurz vor 3 Uhr in der australischen Nacht, mit dem Norman Brookes Challenge Cup neben ihm. "Ich wollte einfach bis zum Ende daran glauben. Ich wollte mir einfach diese Chance geben", betonte Nadal, dessen Auftritt auch seinen Schweizer Rivalen Federer schwer beeindruckte.

Nadal schaffte ein märchenhaftes Comeback nach seiner langen Pause wegen seiner Fußverletzung und lieferte sich mit Medwedew das zweitlängste Endspiel der Turniergeschichte. "Ich kann nicht wirklich erklären, was ich gerade fühle, aber ich werde mein Bestes versuchen, um nächstes Jahr wieder zu kommen", kündigte er an. Die Bedeutung des 21. Triumphs schob er zur Seite. Ihm sei es egal, ob er der Beste der Geschichte sei oder nicht: "Für mich geht es darum, solche Abende wie heute zu genießen."

Bei der Siegerehrung war Nadal sichtlich bewegt. "Es ist eines meiner emotionalsten Matches in meiner Tenniskarriere – und diesen Moment mit dir zu teilen, das ist eine Ehre für mich", sagte Nadal zum unterlegenen Medwedew. "Das wird unvergessen und für den Rest des Lebens in meinem Herzen bleiben", versicherte der große Kämpfer und erinnerte auch an harte Zeiten der Ungewissheit: "Um ehrlich zu sein: Vor eineinhalb Monaten wusste ich nicht, ob ich auf die Tour zurückkommen kann", sagte Nadal, "und nun bin ich hier und habe diese Trophäe."

Eindrucksvoll, wie sich Nadal gegen den zehn Jahre jüngeren Medwedew aufrappelte und wie er den fünften Satz für sich entschied. Das Ergebnis spiegelte nicht die Dramatik des Matches wider: Im fünften Satz führte Nadal bereits mit einem Break. Als er bei 5:4 zur Tennishistorie aufschlug und nur noch zwei Punkte fehlten, verlor er sein Aufschlagspiel. Doch er ging gleich wieder in Führung – und hatte es wenig später geschafft. "Ich dachte, er wird müde werden", meinte Medwedew.

Zwischen Mitte Juni und Anfang Jänner hatte Nadal aufgrund seiner komplizierten Fußprobleme nur zwei Partien bestritten. Mit seiner Familie diskutierte er, ob es Zeit sei, sich vom Tennis zu verabschieden, sollten sich die Probleme nicht bessern. Jetzt gewann der Sandplatz-Dominator als erst vierter Spieler – neben Djokovic, Rod Laver, Roy Emerson – jedes Grand-Slam-Event mindestens zweimal.

Im letzten Match des Turniers war es am Ende egal, dass Nadal in den ersten beiden Sätzen zu viele unerzwungene Fehler unterliefen. Medwedew sah zunächst lange wie der bessere Spieler aus. Es schien, als könne er wieder einem der Stars der Tennisszene die Show verderben. Erst vor gut vier Monaten hatte Medwedew bei den US Open in New York den Weg von Djokovic zum 21. Titel und historischen Grand Slam mit allen vier großen Titeln in einem Jahr verhindert. Cool und defensivstark trotzte der Russe in der Rod-Laver-Arena lange der Atmosphäre, denn die Sympathien waren klar aufseiten des zehn Jahre älteren Nadal.

Im zweiten Satz störte kurzzeitig eine gegen Australiens Flüchtlingspolitik protestierende Person auf dem Platz die Partie, wurde aber schnell von Sicherheitsleuten gestoppt. Ab Ende des dritten Satzes drehte Nadal auf und erzeugte mehr Power. Medwedew wich dagegen ein wenig von seiner Linie ab und verlor auch seine Abgeklärtheit. Zwischenzeitlich diskutierte der Russe mit dem Schiedsrichter John Blom über durch Rufe störende Zuschauer und ließ sich am Oberschenkel massieren und behandeln. Schon das US-Open-Finale 2019 hatte sich zwischen den beiden zu einem spannenden Duell über fünf Sätze entwickelt, damals hatte Nadal mit zwei Sätzen geführt und am Ende erst im entscheidenden Satz gewonnen.

Seine weitere Turnierplanung ließ er im Moment des Triumphs offen. "Ich genieße den Moment. Ich muss schauen, wie sich mein Körper erholt. Dann werde ich meine Entscheidung treffen", sagte Nadal. (APA, red, 31.1.2022)