Auch die Bundesmuseen springen nun auf den NFT-Hype auf.

Foto: Ouriel Morgensztern

Auch Gustav Klimts Der Kuss kann zum NFT (Non-Fungible Token) werden. Anlässlich des Valentinstags bietet das Belvedere die Aktion an, einen von 10.000 digitalen Ausschnitten des Gemäldes um je 1850 Euro zu kaufen. Belvedere-Geschäftsführer Wolfgang Bergmann findet den Preis gerechtfertigt.

STANDARD: Das Belvedere mintet als erstes Bundesmuseum ein Kunstwerk als NFT. Der Hype um digitale Echtheitszertifikate ist nicht mehr neu. Warum hat das so lange gedauert?

Bergmann: Was heißt "lange gedauert"? NFTs sind so blutjung, dass viele noch gar nicht wissen, was das eigentlich ist. Soweit wir es überblicken, gibt es nichts Vergleichbares von österreichischen Kultureinrichtungen. International gibt es auch erst eine Handvoll Beispiele von großen Museen. Hier sind wir nicht die Allerersten, aber unsere NFTs sind sicher die originellsten.

STANDARD: Warum sollte man einen digitalen Ausschnitt von "Der Kuss" als Datei besitzen wollen?

Bergmann: Das Besondere dieser Edition ist, dass jeder Ausschnitt zu einem neuen Motiv wird und trotzdem Teil der ganzen Komposition bleibt, die zu einer einzigartigen, weltbekannten Ikone geworden ist. Dazu kommt: Mit der Widmungsmöglichkeit kann man mit dem NFT eine Liebeserklärung der besonderen Art aussprechen. Und dann gibt es noch die Zielgruppe der Sammler: Fragen Sie einen Sammler, warum er Sammler geworden ist, da gibt es 1001 Gründe.

STANDARD: Bei einem Verkauf aller Teile lukriert das Museum 18,5 Millionen Euro. Ist das nicht eine absurd hohe Summe dafür?

Bergmann: Nein. Schauen Sie sich den NFT-Markt an.

STANDARD: Wofür wird diese Einnahme verwendet?

Bergmann: Grundsätzlich ist der Erlös – wie andere Erlöse des Museums auch – nicht zweckgebunden. Die Entscheidung steht erst an, wenn das Geld da ist.

STANDARD: Wird es solche Aktionen in Zukunft öfter geben?

Bergmann: Warum nicht?

STANDARD: Wohin führt das, wenn nun jedes große Museum sein bekanntestes Kunstwerk als NFT verkauft?

Bergmann: Wie viele solcher Projekte der Markt aufnehmen kann, weiß heute niemand. Das ist vor allem ein Problem für jene, die später dran sind. (Katharina Rustler, 31.1.2022)