Bild nicht mehr verfügbar.

Caroline Scheufele (60) ist Co-Präsidentin der Uhren- und Schmuckmarke Chopard, die 1963 von ihrem Vater gekauft wurde. Sie ist die künstlerische Leiterin des Familienunternehmens.

Foto: AP / Domenico Stinellis

Aus ihrer Feder stammt die Happy Sport, auf deren Zifferblatt Diamanten frei "herumtanzen".

Foto: Chopard

Für viele hat sie das bezauberndste, jedenfalls das breiteste Lächeln im Showbusiness. "Es ist das schönste der Welt!", setzt Caroline Scheufele noch einen drauf. Es verkörpere, sagt die Co-Präsidentin der Uhren- und Schmuckmarke Chopard "Joie de Vivre", Lebensfreude. Kein Wunder also, dass sie die Roberts als Werbegesicht für die "Happy Diamonds"-Linie haben wollte. "Für mich gab es keine Alternative", schwärmt Scheufele weiter und gibt noch eine Anekdote zum Besten: "2016 trug sie auf dem Red Carpet in Cannes ein Diamantcollier von Chopard mit einem wirklich tollen Smaragd. Sie hatte die Schuhe ausgezogen und sagte: ‚Mit so einem Collier brauche ich keine Schuhe.‘"

Kurze Wege

Der rote Teppich von Cannes ist ein Heimspiel für Caroline Scheufele. Immerhin kommt die Goldene Palme, der Hauptpreis der Filmfestspiele, aus ihrem Haus. Der Weg zu den Stars ist dementsprechend kurz. Man findet Fotos von ihr an der Seite von Filmgrößen wie Adrien Brody, Leonardo DiCaprio, Julianne Moore ... kurz: der A-Liste der Hollywood-Prominenz. Bilder, auf die sich die bunten Blättchen von der Gala abwärts gerne stürzen. Sie möchte ihr Verhältnis zum Boulevard allerdings nicht kommentieren. Lieber spricht Scheufele über ihre Arbeit. Während sich ihr Bruder, Karl-Friedrich, auch Co-Präsident von Chopard, vor allem um die Uhrenmanufaktur kümmert, ist sie die künstlerische Leiterin des Familienunternehmens.

Dazu kommen noch Vater Karl, der den kleinen Schweizer Uhrmacher Chopard 1963 kaufte, und Mutter Karin. Beide ziehen als stille Gesellschafter fern der Öffentlichkeit die Fäden, heißt es. Auf Familienfotos würden sich die vier Pforzheimer gern als Bilderbuchquartett in Festtagslaune präsentieren, schrieb das Manager Magazin. Karl-Friedrich wiederum ließ Capital wissen, dass bei den Scheufeles Chopard immer mit am Tisch saß.

Ein Nachteil? "Als Familienunternehmen können wir unsere eigenen Entscheidungen treffen, unseren Werten folgen sowie der Familienphilosophie treu bleiben", hält Caroline Scheufele fest. Wie sieht diese Philosophie aus? "Ethik ist ein sehr wichtiges Thema für uns, ebenso Tradition und die Leidenschaft für die hohe Uhrmacherkunst und die hohe Juwelierskunst." Die Entscheidung, nur noch 100 Prozent ethisches Gold aus fairer Produktion für Schmuck und Uhren zu verwenden, geht darauf zurück.

Dieses Bild von Julia Roberts stammt von Shayne Laverdières, der schon für Chloé und die "Vogue" fotografierte.
Foto: Chopard / Shayne Laverdières

Übernahmeangebote gebe es immer wieder, sagt die 60-Jährige. Aber selbst die Corona-Krise habe nichts an dem Grundsatz geändert, dass Chopard nicht zum Verkauf stehe. Die deutlichsten Spuren, die die Pandemie hinterlassen hat, zumindest jene, die man von außen sehen kann: Wie viele andere Marken habe man begonnen, das Thema E-Commerce nun ernsthaft anzugehen. Es seien mehrere Online-Shops hinzugekommen, sagt Caroline Scheufele. Zahlen über das geschäftliche Gebaren werden keine herausgegeben. Forbes gibt das Vermögen der Familie mit rund 2,4 Milliarden Euro an. Wenn das kein Grund ist, happy zu sein.

Zweites Standbein

Dass Chopard, ursprünglich ein reiner Uhrenhersteller, als Juwelier ein solides zweites Standbein aufbaute, ist auf einen Clown zurückzuführen – ein Entwurf von Caroline Scheufele, die nach ihrer Ausbildung direkt ins Unternehmen einstieg. Inspiration für ihre Kreation war die klassische Uhr Happy Diamonds, die 1976 auf den Markt kam. Um deren Zifferblatt bewegten sich Diamanten, damals eine Neuheit. Sie übertrug dies auf ein Schmuckstück: Die Diamanten sollten im Bauch des Clowns tanzen.

"Mein Vater sah den Entwurf und fertigte ihn heimlich für mich an, und ich bekam ihn zu Weihnachten. Es war das erste Schmuckstück, das Chopard herstellte", erinnert sie sich. "Dieser kleine Clown hat also ein ganzes Leben verändert", erzählte sie im Magazin Crown. Kurz darauf brachte man die erste eigene Schmuckkollektion auf den Markt. Der Clown gab auch bei ihrer ersten Uhr, der Happy Sport, den Ton an. "Bei den ersten Happy-Diamonds-Uhren haben sich die tanzenden Diamanten nur rund um das Zifferblatt bewegt. Bei der Happy Sport sind sie völlig frei und können über das gesamte Zifferblatt tanzen", schildert Scheufele. Die Umsetzung sei anspruchsvoll gewesen. "Wir mussten eine ästhetische Balance der Proportionen finden. Gehäuse, Zifferblatt, das erste Saphirglas, die Position der tanzenden Diamanten und das zweite Saphirglas mussten entsprechend gefertigt werden. Das war kompliziert."

Betucht, weiblich

Stückzahlen werden nicht genannt, aber es ist nicht weit hergeholt zu behaupten, dass sich die Happy Sport ab 1993 zu einem Bestseller entwickelte. Ausgerichtet am Lifestyle einer betuchten, weiblichen Klientel, sah man sie an den Handgelenken von Léa Seydoux oder Rihanna. "Wir hatten einige sommerliche Uhren, die sehr cool und sportlich waren. Ich wollte aber etwas, das ein bisschen funkelnder und schmückender ist", sagt Scheufele. Kann sie sich vorstellen, dass auch künstliche Diamanten über die Happy Sport tanzen? "Fragen Sie einmal Ihre Frau, ob sie lieber einen natürlichen oder einen im Labor gezüchteten Diamanten als Geschenk möchte", entgegnet Caroline Scheufele – und kann sich ein Lachen nicht verkneifen. (Markus Böhm, RONDO, 1.2.2022)